Image
Bild: Trayan/Unsplash

Einfamilienhäuser? Was jetzt…

25.01.2024
 / 
 / 
stu.ART

Wir haben uns bereits häufig mit dem Diskurs über den Bau von Einfamilienhäusern auseinandergesetzt. Jetzt möchten wir die Vor- und Nachteile näher betrachten.

Einfamilienhäuser, die auf grünen Wiesen neu entstehen, sind der große Traum vieler Menschen, werden jedoch zunehmend kritisiert. Der Bau solcher Häuser beansprucht wertvollen Boden und fördert die Zersiedelung sowie umweltschädliche Mobilität. Dennoch sind sie für viele ein Lebensziel, und nachhaltige Alternativen sind rar.

Auf den ersten Blick: Ja, neue Gewerbegebiete beanspruchen ebenfalls große Flächen. Hier muss ebenfalls eingegriffen werden. Der Wettbewerb zwischen Gemeinden und die daraus resultierende Forderung nach immer mehr Straßen tragen hierzu bei.

Die Situation ist ernst, aber nicht aussichtslos. Gegen neue Gewerbegebiete formieren sich landesweit Bürgerinitiativen. Obwohl das Bewusstsein hier bereits weit entwickelt ist, wird es bei einem globaleren Blick oft von einer „Nicht-in-meinem-Hinterhof“-Mentalität überdeckt. Man lehnt das Gewerbegebiet in der eigenen Nähe ab, während es anderswo egal ist.

Die Problematik bei Einfamilienhäusern ist komplexer. Viele Menschen wollen ein solches Haus, und besonders in kleineren Gemeinden ist es die bevorzugte Wohnform der Politikerinnen und Politiker. Die Zuteilung neuer Einfamilienhaussiedlungen erfordert vergleichsweise wenig städtebauliches Fachwissen und Überzeugungskraft.

Insbesondere die Zuteilung von Flächen für freistehende Einfamilienhäuser ist problematisch, da sie die eigentliche Ursache für die zunehmende Zersiedelung sind. Tagtäglich werden Millionen Kilometer mit Autos gefahren, die bei einer vernünftigen städtebaulichen Planung vermieden werden könnten. Dies ist an Schulen und Einkaufszentren zu beobachten. Zudem stehen viele der Einfamilienhäuser leer. Gleiches gilt für unbebaute Grundstücke. Hier müsste angesetzt werden: Eine Einstellung der Zuweisung von Flächen für freistehende Einfamilienhäuser und Maßnahmen, um den Bestand zu nutzen.

Gegenargumente: Wo wird der Esstisch stehen? Wo die Terrasse? Wie soll das Badezimmer aussehen? Für viele ist der Traum vom selbst geplanten Eigenheim groß. Dies beinhaltet nicht nur das Einrichten, sondern auch die Mitwirkung bei der Architektur. Ein solches Projekt kann nur auf grünen Wiesen umgesetzt werden.

Viele scheuen sich vor Sanierungen. Tatsächlich kann es eine enorme Herausforderung sein, ein passendes Haus zu finden. Es muss nicht nur den eigenen Vorstellungen entsprechen, sondern für Laien ist auch der Zustand eines gebrauchten Hauses schwer einzuschätzen. Nicht zu vergessen sind die oft unvorhersehbaren Kosten bei Renovierungen alter Häuser.

Sanierungen werden zudem oft erschwert. Immer wieder wird von einem regelrechten Dschungel an Fördermöglichkeiten gesprochen. Viele ziehen es daher vor, von Grund auf neu zu bauen.

Natürlich tragen neue Einfamilienhäuser zum Bodenverbrauch bei, aber ehrlicherweise muss gesagt werden: Es fehlen gute Alternativen, die den Bedürfnissen der Bauherren entsprechen. Ideen gibt es, aber nicht immer muss es ein freistehendes Einfamilienhaus sein. Geschlossene Bebauungen könnten Ressourcen und Flächen schonen.

Auch Baugemeinschaften könnten eine Option sein. Denn oft sehnen sich Menschen, die ein Einfamilienhaus wollen, nicht unbedingt nach Abgeschiedenheit, sondern nach einem Arbeitszimmer, einer Werkstatt oder einem Gemeinschaftsgarten. Solche Dinge wären auch in Wohnprojekten möglich, die derzeit leider selten sind. Bevor also das Ende neuer Einfamilienhäuser gefordert wird, sollte man erst einen guten Plan B anbieten können.