Image

Die Architektur des Protests

18.03.2024
 / 
 / 
stu.ART

Einblick in die Ausstellung „PROTEST/ARCHITEKTUR. Barrikaden, Camps, Sekundenkleber“

Die Welt der Architektur und des Designs hat sich stets mit ästhetischen und funktionellen Aspekten auseinandergesetzt, doch die neueste Ausstellung im MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien, und dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main, eröffnet eine unerwartete Perspektive: die Rolle der Architektur in politischen Protestbewegungen. „PROTEST/ARCHITEKTUR. Barrikaden, Camps, Sekundenkleber“ (14.2.–25.8.2024) ist ein eindringlicher Blick in die räumlichen Dimensionen von Protestkulturen.

Zentraler Fokus: Politische Bewegungen und ihre Raumgestaltung

Im Zentrum dieser Ausstellung stehen verschiedene politische Bewegungen, die sich durch ihre Präsenz und Gestaltung im öffentlichen Raum definiert haben. Diese Bewegungen, sichtbar in den urbanen Landschaften von Paris bis hin zu zeitgenössischen globalen Schauplätzen, haben eine Reihe von Architektur- und Designobjekten hervorgebracht, die von Barrikaden bis zu Protestcamps reichen.

Protest als architektonische Form

Oliver Elser und Sebastian Hackenschmidt, die Kuratoren der Ausstellung, betonen die Bedeutung des physischen Raums in Protestbewegungen. Wenn Proteste den öffentlichen Raum übernehmen, entsteht eine einzigartige Form von Architektur, die sowohl baulich als auch symbolisch ist. Eine Original-Hängebrücke aus dem Hambacher Wald, eine „Tensegrity“-Struktur und ein „Monopod“ aus Frankfurt sind Beispiele für die ingenieurhaften Aspekte solcher Konstruktionen.

13 Fallstudien: Ein Kaleidoskop des Protests

Die Ausstellung umfasst 13 sorgfältig ausgewählte Protestereignisse aus der ganzen Welt, die den Zeitraum von 1968 bis 2023 umfassen. Diese Ereignisse zeigen die Vielfalt und die Komplexität der Protestarchitektur auf – von temporären Zeltstädten bis zu monatelangen Blockaden und Besetzungen. Sie beleuchten, wie diese Bauten in unterschiedlichen kulturellen und politischen Kontexten entstehen und wie sie zur Erreichung spezifischer Ziele beitragen.

Architektur als Schlüsselelement für Erfolg

Viele der präsentierten Protestbewegungen haben signifikante Erfolge erzielt, wobei die Architektur oft eine entscheidende Rolle spielte. Beispiele wie der Majdan in Kyjiw und die MTST-Protestcamps in Brasilien illustrieren, wie durchdachte und agile Baustrukturen zur Effektivität von Protesten beitragen können.

Nachhaltigkeit und Pragmatismus in der Präsentation

Die Präsentation der Ausstellung selbst spiegelt die Prinzipien der Protestarchitektur wider. Die Verwendung von vorhandenen Ausstellungsmaterialien des MAK zeigt ein Engagement für Nachhaltigkeit und Pragmatismus, das den Geist der vorgestellten Bewegungen widerspiegelt.

Ein Lexikon des Protests

Begleitend zur Ausstellung gibt es eine Publikation, die weit mehr als ein einfacher Katalog ist. Sie dient als umfangreiches Lexikon, das ein dichtes Netz von Bezügen und Verweisen von 1830 bis 2023 aufspannt und die Vielfalt des Protestes aus architektonischer Sicht darstellt.

Diese Ausstellung stellt eine bedeutende Ergänzung im Diskurs über Architektur und Design dar. Sie bietet einen tieferen Einblick in die Art und Weise, wie politischer Widerstand und Raumgestaltung miteinander verflochten sind, und zeugt von der Macht der Architektur, nicht nur Räume, sondern auch Ideen und Gemeinschaften zu formen. mehr