Sanierung mit Sinn und Verstand: Wirtschaftlich und klimafreundlich
Die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden ist eine der drängendsten Aufgaben unserer Zeit. Doch lohnt sich der Aufwand wirtschaftlich? Eine aktuelle Studie des WWF Deutschland liefert aufschlussreiche Antworten und zeigt: Sanieren rechnet sich – für Eigentümerinnen und Eigentümer, Mieterinnen und Mieter sowie das Klima.
Komplexe Gemengelage
„Auf die Zukunft bauen: So rechnen sich Sanierungen“ – unter diesem Titel hat der WWF Deutschland eine umfassende Analyse zur Wirtschaftlichkeit von Sanierungsmaßnahmen bei Bestandsgebäuden vorgelegt. Die Studie betrachtet Ein- und Mehrfamilienhäuser und untersucht verschiedene Sanierungsstufen sowie Heizungsvarianten. Das Ergebnis: In den meisten Fällen amortisieren sich die Investitionen innerhalb weniger Jahre und führen langfristig zu deutlichen Kosteneinsparungen.
Konkret wurden ein typisches Einfamilienhaus aus den 1960er Jahren und ein Mehrfamilienhaus aus den 1970er Jahren unter die Lupe genommen. Für beide Gebäudetypen wurden vier Sanierungsstufen berechnet: unsaniert, Einzelmaßnahmen, Effizienzhaus 70 und Effizienzhaus 55. Als Heizungsvarianten kamen Gaskessel (Bestand und neu), Pelletkessel und Wärmepumpe zum Einsatz.
Einfamilienhaus: Sanieren lohnt sich
Beim Einfamilienhaus zeigt sich: Jede Sanierungsvariante rechnet sich im Vergleich zum unsanierten Zustand. Am wirtschaftlichsten ist eine Komplettsanierung auf den Standard Effizienzhaus 55 in Kombination mit einer Wärmepumpe. Hier amortisiert sich die Investition nach 18 Jahren. Danach profitieren die Eigentümerinnen und Eigentümer von deutlich reduzierten Energiekosten.
Mehrfamilienhaus: Komplexe Gemengelage
Beim Mehrfamilienhaus gestaltet sich die Situation differenzierter. Zwar sinken auch hier die Gesamtkosten durch Sanierung, doch profitieren Vermieterinnen und Vermieter sowie Mieterinnen und Mieter unterschiedlich stark. Während sich für Erstere fast jede Sanierungsmaßnahme lohnt, müssen Letztere teilweise mit steigenden Warmmieten rechnen.
Klimaschutz als Bonus
Neben den wirtschaftlichen Aspekten unterstreicht die Studie die immense Bedeutung von Sanierungen für den Klimaschutz. Je nach Sanierungsstufe lassen sich die CO2-Emissionen um 15 bis 50 Prozent reduzieren. In Kombination mit einer Wärmepumpe sind sogar Einsparungen von über 80 Prozent möglich.
Holz ist nicht die Lösung
Interessant ist auch der Blick auf die verschiedenen Heizungsvarianten. Während Wärmepumpen in Kombination mit einer guten Dämmung sehr gut abschneiden, zeigen sich bei Pelletheizungen Schwachstellen. Zwar erscheinen sie auf den ersten Blick wirtschaftlich attraktiv, doch berücksichtigt man den sogenannten Speichersaldo, schneiden sie in puncto CO2-Bilanz sogar schlechter ab als moderne Gasheizungen.
Photovoltaik als Turbo
Ein weiterer spannender Aspekt der Studie: die Kombination von Sanierung, Wärmepumpe und Photovoltaikanlage. Hier lassen sich die Gesamtkosten nochmals um 5 bis 8 Prozent reduzieren. „Das zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, das Gebäude als Gesamtsystem zu betrachten“, resümiert Energieberater Michael Weber. „Wer klug kombiniert, profitiert gleich mehrfach: finanziell, ökologisch und in puncto Wohnkomfort.“
Fazit: Sanieren lohnt sich
Die WWF-Studie liefert überzeugende Argumente für die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden. In den meisten Fällen rechnen sich die Investitionen innerhalb weniger Jahre und führen langfristig zu deutlichen Kosteneinsparungen. Gleichzeitig leisten Sanierungen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
Dennoch bleibt die Sanierungsquote in Deutschland mit 0,7 Prozent pro Jahr weit hinter dem Notwendigen zurück. Um die Klimaziele zu erreichen, müsste sie auf über 2 Prozent steigen. Hier sind Politik und Wirtschaft gefordert, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen und Anreize zu setzen.
Für Architektinnen und Architekten, Planerinnen und Planer sowie Energieberaterinnen und Energieberater bedeutet dies: Wir müssen noch stärker für die Vorteile energetischer Sanierungen werben und unsere Kundinnen und Kunden kompetent beraten. Denn eines zeigt die Studie eindeutig: Sanieren lohnt sich – für den Geldbeutel und das Klima. mehr…