Happy Birthday Frank!

Wäre er in einer früheren Ära geboren worden, hätte Frank Gehry möglicherweise sogar die Gotik erfunden. Der renommierte Architekt, der zu den Größen der Baukunst zählt, wird an seinem 95. Geburtstag gefeiert.

Seine Werke, darunter der Neue Zollhof in Düsseldorf, das Vitra Design Museum in Weil am Rhein, das Guggenheim-Museum in Bilbao und die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles, sind überall auf der Welt zu finden. Zusätzlich leitet er auch das Guggenheim-Projekt in Abu Dhabi.

Schon als Kind baute Gehry gemeinsam mit seiner Großmutter ganze Städte aus Holzklötzen. „Meine Großmutter brachte Holzklötze für den Ofen mit nach Hause und baute mit mir Städte, indem sie sie auf den Boden warf“, erinnerte sich der Architekt in einem Interview des kanadischen Rundfunks CBC. „Warum sie das gemacht hat, weiß ich nicht. Architektur spielte damals in meiner Familie keine Rolle, aber diese Erinnerung ist wichtig.“

Als Ephraim Owen Goldberg wurde der Architekt 1929 in Toronto in einfachen Verhältnissen geboren. Seine Eltern waren jüdische Einwanderer aus Polen. Als Teenager zog die Familie nach Los Angeles, wo sowohl Gehrys Vater als auch er selbst Jobs als Lastwagenfahrer annahmen. Ein Lehrer entdeckte sein Interesse an Architektur und ermutigte ihn, was Gehry letztendlich dazu bewegte, sein eigenes Architektur-Studio in Los Angeles zu gründen und erste Aufträge zu erhalten. Für Gehry sind Gebäude nicht nur ein Hintergrund für Aktivität, sondern sie müssen auch Leben ausstrahlen. „Es geht nicht nur darum, Geld zu verdienen. Architektur ist eine kulturelle Angelegenheit, die Menschen zusammenbringt, um zu kommunizieren, zu leben und zu arbeiten. Das Gebäude allein ist nicht so relevant.“

Gehry betrachtet sich selbst mehr als Künstler denn als reinen Architekten und pflegt enge Freundschaften mit Künstlern wie dem US-amerikanischen Künstler Ed Ruscha. Seine Architektur spiegelt diese künstlerische Sensibilität wider, indem sie sich von der Postmoderne abwendet und sich stattdessen von organischen Formen inspirieren lässt. „Ich suchte ästhetisch nach einer Art Bewegung in den Werken. Ich war frustriert von der Postmoderne und ihrer Tendenz, griechische Tempel zu imitieren. Also dachte ich, wenn wir schon zurückgehen, dann gehe ich 300 Millionen Jahre zurück, bevor es überhaupt Menschen gab, zu den Fischen. So wurden Fische Teil meines Vokabulars.“

Seine Werke, wie das Guggenheim-Museum in Bilbao, zeugen von dieser künstlerischen Vision und sind von organischen Formen geprägt, die an Fischschuppen erinnern und den Eindruck erwecken, als würden sie sich durch Wasser bewegen. „Als ich zum ersten Mal diese Kurven im Regen sah, warm glühend, musste ich weinen. Als ich erkannte, dass Metall Emotionen ausdrücken kann, suchte ich nach anderen Möglichkeiten, dies umzusetzen. Ich versuche, ein Gefühl einzufangen.“

Obwohl Gehrys wilder und experimenteller Stil Bewunderung findet, gibt es auch Kritiker, die seine Bauten als exzentrisch und überteuert empfinden. Doch für Gehry geht es darum, Kunst und Architektur zu verbinden und eine emotionale Resonanz zu erzeugen. „Die Neutralität ist nicht neutral, sie entwertet Kunst.“

Trotz seines internationalen Ruhms und seiner zahlreichen Projekte denkt Gehry nicht daran, in den Ruhestand zu gehen. Er nutzt bis heute keinen Computer, sondern gestaltet seine Modelle mit den Händen. „Ich kann mir nicht einmal mit 95 Jahren vorstellen, in den Ruhestand zu gehen. Ich weiß nicht wie. Ich denke, die Uhr bleibt stehen, wenn sie will.“

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