Eine innovative Lehrveranstaltung namens „design.build studio“ an der Technischen Universität (TU) Wien ermöglicht Architekturstudierenden, praktische Erfahrungen auf echten Baustellen zu sammeln. Diese praxisnahe Herangehensweise bricht mit der traditionellen, oft theoretischen Natur von Architekturstudien und bietet den Studierenden eine umfassende Ausbildung – von der Planung bis zur Ausführung eines realen Projekts.
Das Projekt im Detail:
Unter der Leitung von Peter Fattinger engagieren sich die Studierenden in der Umgestaltung eines Secondhandladens der Caritas im Wiener Stadtteil Margareten. Die Studierenden übernehmen dabei die Verantwortung für alle Phasen des Projekts – von der Planung bis hin zur handwerklichen Arbeit, einschließlich Flexen, Schweißen, Fliesenlegen und Silikonieren.
Die Bedeutung praktischer Erfahrungen:
Die Teilnehmenden, wie die Studentin Ina Pfeuffer, schätzen die Möglichkeit, direkten Einblick in die realen Herausforderungen und Arbeitsabläufe eines Architekturprojekts zu erhalten. Dieser Ansatz ermöglicht es den Studierenden, die Verbindungen zwischen Theorie und Praxis herzustellen und wichtige Fähigkeiten wie Teamarbeit und Problemlösung zu entwickeln.
Nutzung von Leerständen als Lernorte:
Ein kritischer Aspekt des Projekts ist die Nutzung von Zwischennutzungen – temporär leerstehenden Gebäuden – als Lernräume. Diese Praxis adressiert das Problem der begrenzten Arbeitsplätze an der Universität und bietet den Studierenden gleichzeitig eine kostengünstige und ressourcenschonende Lernumgebung.
Ökologische Aspekte und Community-Engagement:
Das Projekt umfasst auch ökologische Initiativen, wie die Begrünung eines Teils des Parkplatzes und die Bereitstellung eines Lastenrades für die Caritas. Diese Maßnahmen reflektieren das wachsende Bewusstsein der Studierenden für umweltfreundliche Architektur und die Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft.
Weitere Anwendungsbereiche:
Die Praxis der Zwischennutzung erstreckt sich auch auf andere Fächer und Universitäten in Wien. Beispielsweise finden in einer alten Parkgarage in Ottakring nun akademische Vorlesungen und andere kulturelle Aktivitäten statt, die den Studierenden zusätzliche praktische Erfahrungsmöglichkeiten bieten.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven:
Die größte Herausforderung der Zwischennutzungen ist ihre zeitliche Begrenzung. Trotz dieses Nachteils hat das „design.build studio“ jedoch einen tiefgreifenden Einfluss auf die teilnehmenden Studierenden. Ina Pfeuffer beispielsweise fand durch das Projekt ihre Leidenschaft für das Handwerk und plant nun ein Praktikum in einer Tischlerei.
Das „design.build studio“ bietet ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie praktische Erfahrungen und die Nutzung von Zwischennutzungen die Architekturausbildung bereichern können. Die Kombination aus theoretischem Wissen und praktischer Anwendung ermöglicht es den Studierenden, wichtige Fähigkeiten zu entwickeln und bereitet sie umfassend auf ihre zukünftigen Karrieren in der Architektur vor. mehr