Im Rahmen eines Verbundprojekts haben das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und das INATECH der Universität Freiburg gemeinsam mit Vertretern der Wohnungswirtschaft, der Heizungs- und Lüftungsindustrie sowie Energieversorgern den Einsatz von Wärmepumpen in bestehenden Mehrfamilienhäusern untersucht. Nun haben die Projektpartner eine praktische Handreichung für die Umsetzung veröffentlicht.
Wärmepumpen stellen eine entscheidende Technologie für die Wärmewende dar. Die Anwendung in Bestandsgebäuden stellt jedoch eine Herausforderung dar. Insbesondere Mehrfamilienhäuser gelten aufgrund der erforderlichen Leistung des Wärmeerzeugers, hoher Vorlauftemperaturen und der Bebauungsdichte oft als schwieriges Terrain. Im Projekt „LowEx im Bestand“ zeigten Forscher anhand von sechs Gebäuden, dass Wärmepumpen auch in diesen Fällen eine Option sein können, wobei die Art der Anwendung entscheidend ist. Eine kürzlich veröffentlichte praktische Handreichung soll die Umsetzung dieser Lösungen erleichtern.
Andreas Wagner, Leiter des Fachgebiets Bauphysik und Technischer Ausbau an der KIT-Fakultät für Architektur, betont: „Besonders effizient arbeiten Wärmepumpen, wenn man sie in LowEx-Systemen einsetzt, die sich durch geringe Temperaturdifferenzen zwischen Wärmequelle und Nutzwärme auszeichnen.“ Er betont, dass durch verschiedene systemtechnische Anpassungen, wie etwa die Kombination unterschiedlicher Wärmequellen oder den Austausch einzelner Heizkörper, Wärmepumpen auch in sanierten Altbauten weitaus effizienter arbeiten können als herkömmliche Gasheizungen.
Die Partner des Projekts, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz BMWK gefördert wird, zeigen im Leitfaden auf, dass oft einfache Maßnahmen wie der Austausch einzelner Heizkörper ausreichen können, um die Absenkung der Heizkreistemperaturen zu erreichen – ein entscheidender Faktor für die Effizienz der Wärmepumpe. Dies widerspricht der weitverbreiteten Annahme, dass immer der Austausch aller Heizkörper oder der Einbau einer Fußbodenheizung notwendig seien. Dr. Marek Miara, Koordinator für Wärmepumpen am Fraunhofer ISE, betont: „Der Einsatz von Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern ist möglich und wird bereits praktiziert. Die Vielfalt von Mehrfamilienhäusern und ihre Eigenschaften ermöglichen es, verschiedene technische Lösungen auf Basis von Wärmepumpen anzuwenden. Allerdings werden Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern bislang noch nicht flächendeckend genutzt. Die Gründe dafür sind sowohl administrativer als auch technischer Natur. Für eine breite Anwendung von Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern werden in Zukunft Standardlösungen unverzichtbar sein.“