Baukunst - Architekturvision in der Provinz: Libeskinds Pläne für Geretsried
Photo: Christoph Keil/Unsplash

Architekturvision in der Provinz: Libeskinds Pläne für Geretsried

17.09.2024
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Ignatz Wrobel

Architekturvision in der Provinz: Libeskinds Pläne für Geretsried

Daniel Libeskind, der international bekannte Architekt, plant ein neues Sportgymnasium in Geretsried, einer Stadt südlich von München. Dieses Projekt geht weit über den Bau eines gewöhnlichen Schulgebäudes hinaus: Es soll ein zentraler Ort für Bildung, Sport und Gemeinschaft werden, der die Möglichkeiten für Schüler und die gesamte Region erweitert. Mit markanten, innovativen Entwürfen und einem tiefen Verständnis für die Verbindung von Raum und Kultur, setzt Libeskind einmal mehr ein architektonisches Statement, diesmal in der bayerischen Provinz.

Ein sportliches Leuchtturmprojekt für Geretsried

Die Vision hinter dem Sportgymnasium ist klar: Es soll nicht nur eine moderne Bildungsstätte, sondern auch ein Symbol für die sportliche Förderung und die Gemeinschaft in der Region werden. Der Entwurf von Libeskind erinnert an Kieselsteine der Isar und integriert das Gebäude harmonisch in den umgebenden Stadtwald. Die runde Form und die hölzerne Optik des Gebäudes unterstreichen den Bezug zur Natur und schaffen gleichzeitig eine einzigartige Architektur, die sich von typischen Schulgebäuden abhebt. Im Zentrum des Entwurfs steht eine große Sporthalle, um die sich flexible Lernräume gruppieren.

Die begrünten Dachflächen des Gebäudes sind nicht nur ästhetisch, sondern auch funktional: Sie bieten zusätzlichen Raum für die Schüler und Lehrkräfte und sollen die nachhaltige Ausrichtung des Projekts unterstreichen. Rampen an den Fassaden ermöglichen den Zugang zu diesen Dachflächen und schaffen eine direkte Verbindung zwischen Innen- und Außenraum. Die Idee dahinter ist klar: Das Gebäude soll nicht nur als Schule dienen, sondern auch als öffentlicher Raum, der für Konzerte, Seminare und Workshops genutzt werden kann.

Daniel Libeskinds persönliche Verbindung

Libeskind bringt nicht nur seine architektonische Expertise, sondern auch eine persönliche Motivation in das Projekt ein. Als Flüchtling in die USA eingewandert, sieht er einen besonderen Bezug zum multikulturellen Stadtbild von Geretsried. Seine Entwürfe sind oft von tiefen symbolischen Bedeutungen geprägt, die über die reine Funktionalität hinausgehen. Bei der Vorstellung der Pläne betonte die Projektleiterin Ute Hennekes, dass es sich um eine „lebensverändernde Erfahrung“ handele, dass ein Architekt wie Libeskind sich für ein solches Projekt in einer Kleinstadt begeistere.

Ein Zentrum für Bildung und Sport

Das geplante Gymnasium wird als staatlich genehmigtes privates Gymnasium betrieben und soll Schülerinnen und Schüler von der 5. bis zur 13. Klasse aufnehmen. Besonderer Wert wird dabei auf die Kombination von Sport und Bildung gelegt. Neben leistungsorientierten Sportlerinnen und Sportlern soll auch der Breitensport gefördert werden, um eine ganzheitliche Entwicklung der Kinder zu unterstützen. „Uns ist es wichtig, dass die Kinder viel Sport machen können, auch im Breitensport“, erklärte Hennekes. Die geplanten kleinen Klassengrößen von 16 bis 20 Schülerinnen und Schülern sollen eine intensive Förderung ermöglichen.

Doch die Pläne stoßen nicht nur auf Zustimmung: Bürgerproteste gegen die geplante Rodung eines Teils des Stadtwaldes begleiten das Projekt. Die Initiative IG Wald hat bereits 4500 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt, um die Abholzung zu verhindern. Obwohl die genaue Fläche der Rodung noch unklar ist, zeigt sich die Projektleitung gelassen. Hennekes betonte die Bedeutung des demokratischen Prozesses und sieht in der öffentlichen Diskussion eine Chance, das Projekt weiter zu optimieren.

Nachhaltigkeit im Fokus

Libeskinds Entwürfe zeichnen sich oft durch einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit aus, und auch das Sportgymnasium in Geretsried bildet hier keine Ausnahme. Die begrünte Dachfläche, die Integration in den Stadtwald und die Nutzung umweltfreundlicher Materialien wie Holz sind zentrale Elemente des Designs. Diese Aspekte stehen im Einklang mit den aktuellen architektonischen Trends, die eine Verbindung von Natur und Bauwerk anstreben, um die ökologische Fußabdruck zu minimieren.

Neben der Nachhaltigkeit spielt auch die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft eine Rolle in Libeskinds Entwürfen. Geretsried ist eine Stadt im Wandel, geprägt von Zuwanderung und Wachstum. Das Sportgymnasium soll diese Entwicklung reflektieren und unterstützen, indem es als Ort der Begegnung und des Austauschs dient. Es ist mehr als nur eine Schule: Es ist ein lebendiger Raum, der die Menschen zusammenbringt und die Identität der Stadt stärkt.

Der Blick nach vorne

Die Zukunft des Projekts hängt nun von der Entscheidung des Geretsrieder Stadtrats ab, der in den kommenden Monaten über die Genehmigung abstimmen wird. Die Erwartungen sind hoch, denn sowohl die Stadtverwaltung als auch die Bürger sehen in dem Sportgymnasium eine wertvolle Investition in die Zukunft der Region. Sollte das Projekt grünes Licht bekommen, wird es nicht nur das architektonische Landschaftsbild von Geretsried prägen, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zur Förderung von Bildung und Sport leisten.

Mit dem Sportgymnasium in Geretsried könnte ein Vorbild für andere Städte entstehen, wie Bildungs- und Sporteinrichtungen innovativ und nachhaltig gestaltet werden können. Libeskinds Vision zeigt, dass auch in kleineren Gemeinden architektonische Meisterwerke entstehen können, die weit über ihre regionalen Grenzen hinausstrahlen. Es bleibt zu hoffen, dass das Projekt nicht nur architektonisch, sondern auch gesellschaftlich ein Erfolg wird, der die Lebensqualität in Geretsried nachhaltig verbessert.

 

Dieser Artikel beleuchtet das Potenzial und die Herausforderungen eines ambitionierten Projekts, das Tradition und Moderne verbindet. Libeskinds Entwurf könnte Geretsried nicht nur ein neues Sportgymnasium, sondern auch ein Symbol für Fortschritt und Gemeinschaft bieten.