Baukunst - Der erneuerte Kunstpalast und die Art Düsseldorf – Eine Stadt entdeckt sich neu
Düsseldorf © Bastian Pudil/Unsplash

Der erneuerte Kunstpalast und die Art Düsseldorf – Eine Stadt entdeckt sich neu

24.04.2025
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Ignatz Wrobel

Der Kunstpalast Düsseldorf als Bühne der Art Düsseldorf 2025

Architektur mit Haltung: Der Kunstpalast als wandelbares Gefäß

Der Kunstpalast Düsseldorf ist vieles – architektonisches Erbe, museale Landmarke, kulturelles Kraftzentrum. Er steht nicht nur für Kontinuität, sondern auch für Wandel. Die jüngste Sanierung durch Sieber Architekten hat diesen Anspruch architektonisch eingelöst: Ein durchgängiger Ausstellungsparcours und eine neue Wendeltreppe transformieren das Haus in ein durchlässiges, modernes Museum. Das Bauwerk bleibt bei aller Anpassung seinem Charakter treu – zwischen klassischer Fassadenornamentik und neutraler, funktionsorientierter Innenarchitektur. Oswald Mathias Ungers’ 2000 vollendeter Entwurf hat sich als robustes Gefäß erwiesen: klar gegliedert, mit großzügigen Skulpturenhöfen unter Glas, architektonisch in der Tradition des rationalen Klassizismus.

Von Rubens bis Rhomberg: Spannungsfelder der Sammlung

Inhaltlich füllt das Museum sein Gefäß mit beachtlicher Tiefe. Die Sammlung reicht von der Antike bis zur Gegenwart, darunter Glanzstücke wie Rubens, Warhol oder Dalí. Mit über 80.000 grafischen Blättern und der größten Glassammlung Europas gelingt ein Spagat zwischen historischer Tiefe und kunsthistorischer Breite. Neu ist nun ein Werk von Almut Heise aus dem Jahr 1978, erworben im Rahmen der Art Düsseldorf durch den Mäzenatenkreis. Es dokumentiert, wie Sammlungspolitik zunehmend durch Messeaktivitäten ergänzt wird – ein Ausdruck gelebter Nähe zur zeitgenössischen Kunst.

Art Düsseldorf: Kirschblüten, Karton und Kupfer

Die diesjährige Art Düsseldorf, die zum achten Mal im Areal Böhler stattfindet, bezieht die Stadt atmosphärisch und inhaltlich stärker denn je mit ein. Während draußen die Kirschbäume blühen, entfalten sich drinnen japanische Blütenträume: Haruko Maeda, deren Werke aus Staubsaugerbeuteln und Plastikfolien bestehen, bringt düsteren Wiener Humor in die Messehallen – poetisch, ironisch und tief verankert in der Tradition japanischer Ästhetik. Dass Düsseldorf die drittgrößte japanische Community Europas beheimatet, verleiht diesem Schwerpunkt zusätzliche Tiefe. Die Messe antwortet nicht nur auf einen internationalen Trend, sondern verortet sich auch lokal neu – ein selten geglücktes Beispiel kultureller Integration durch kuratorische Entscheidung.

Von Papierträumen und digitalen Dystopien

Paper“ und „Tales of Transformation“ heißen zwei neue Sektionen, die mit Leichtigkeit und Tiefgang junge Sammlerinnen und Sammler ansprechen. Besonders eindrucksvoll: Alicja Kwades Arbeit, ein DNA-Projekt auf über 259.000 Seiten, von denen nur ein Bruchteil sichtbar ist. Der Rest schlummert in Kupferkästen – ein Sinnbild für das Verhältnis zwischen Kunst und Wissen im digitalen Zeitalter. Auch Ju Young Kims Objekt aus Flugzeugteilen bei Max Goelitz verweist auf neue Wahrnehmungsmodi: Wie durch Glaslinsen verschoben, lassen ihre Werke Vergangenheit und Zukunft kollidieren.

Institutionelle Nähe, künstlerische Offenheit

Bemerkenswert ist die Nähe zwischen Messe und Institution. Der Kunstpalast profitiert von dieser Dynamik – nicht nur durch Erwerbungen, sondern auch durch Präsenz. Die Grenzen zwischen Markt und Museum werden durchlässiger, was durchaus produktiv ist, solange die kuratorische Unabhängigkeit gewahrt bleibt. Dass sich internationale Schwergewichte wie Pace Gallery oder Mennour nun in Düsseldorf zeigen, belegt die wachsende Relevanz des Standorts – ohne dabei die regionale Verwurzelung aus dem Blick zu verlieren.

Eine Stadt im Dialog

Der Kunstpalast zeigt exemplarisch, wie ein Museum durch Architektur, Sammlung und institutionelle Offenheit zur Plattform wird – und wie eine Kunstmesse, klug kuratiert, mehr sein kann als ein Markt. Zwischen japanischen Kirschblüten, DNA-Kupferkästen und einem Porträt namens „Melanie“ entsteht ein spannungsreicher Dialog: zwischen Ost und West, zwischen Historie und Gegenwart, zwischen Institution und Szene.