Baukunst-Die grüne Goldgrube: Wie Hausbesitzer mit Energiesparmaßnahmen Kasse machen
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Die grüne Goldgrube: Wie Hausbesitzer mit Energiesparmaßnahmen Kasse machen

10.09.2024
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stu.ART

Energetische Sanierung: Renaissance des Baubestands

In einer Zeit, in der der Klimawandel und steigende Energiekosten die Schlagzeilen dominieren, erleben wir eine bemerkenswerte Entwicklung im Immobiliensektor. Entgegen der landläufigen Meinung von der Trägheit des Marktes zeigt sich: Die Eigentümerinnen und Eigentümer in Deutschland sind keineswegs Sanierungsmuffel. Im Gegenteil, sie investieren in großem Stil in die energetische Ertüchtigung ihrer Immobilien. Doch was treibt sie an, und welche Auswirkungen haben diese Maßnahmen auf den Wert ihrer Objekte?

Der Sanierungsboom in Zahlen

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Laut einer repräsentativen Umfrage von immowelt haben in den vergangenen zwölf Monaten nicht weniger als 25,1 Prozent der Immobilienbesitzerinnen und -besitzer energetische Sanierungsarbeiten an ihrem Hauptwohnsitz durchgeführt. Bei vermieteten Objekten liegt die Quote sogar bei beachtlichen 29,7 Prozent. Diese Werte überraschen angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheiten und der oft beklagten Komplexität solcher Vorhaben.

Motivationen hinter dem Sanierungstrend

Was bewegt die Eigentümerschaft zu diesen Investitionen? An erster Stelle steht der Wunsch nach Kosteneinsparung: 60,6 Prozent der Sanierenden gaben an, ihre Energiekosten senken zu wollen. Dies ist angesichts der volatilen Energiepreise mehr als nachvollziehbar. Doch es geht um mehr als nur den Geldbeutel: 43,8 Prozent zielten auf eine Erhöhung des Wohnkomforts ab, während 40,9 Prozent explizit die Wertsteigerung ihrer Immobilie im Blick hatten.

Interessanterweise spielen gesetzliche Vorgaben mit 21,5 Prozent eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Dies deutet darauf hin, dass die Eigentümerschaft proaktiv handelt, statt nur auf regulatorischen Druck zu reagieren. Noch geringer fällt mit 19,7 Prozent der Wunsch ins Gewicht, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren – ein Aspekt, der in Zukunft möglicherweise an Bedeutung gewinnen wird.

Die beliebtesten Sanierungsmaßnahmen

Bei den durchgeführten Arbeiten zeigt sich ein klares Bild: Der Austausch von Fenstern und Außentüren steht mit 47,1 Prozent an der Spitze der Maßnahmen. Dies ist aus architektonischer Sicht ein kluger Schritt, da moderne Fenster nicht nur den Energieverbrauch senken, sondern auch den Wohnkomfort durch verbesserten Schallschutz und Klimaregulierung erhöhen.

Dicht gefolgt wird diese Maßnahme vom Austausch der Heizungsanlage (43,4 Prozent) und Dämmungsarbeiten (42,3 Prozent). Diese Trias bildet das Herzstück effizienter energetischer Sanierung. Interessant ist, dass immerhin 20,4 Prozent sich für eine komplette Neueindeckung des Daches entschieden haben – eine Maßnahme, die zwar kostspielig ist, aber erhebliche Einspareffekte mit sich bringt.

Der messbare Erfolg: Verbesserte Energieeffizienzklassen

Der Erfolg dieser Sanierungsmaßnahmen lässt sich konkret beziffern: Bei zwei Dritteln der sanierten Immobilien (67,9 Prozent) konnte die Energieeffizienzklasse verbessert werden. Dies ist ein signifikanter Fortschritt, der sich nicht nur in niedrigeren Energiekosten, sondern auch in einer potenziellen Wertsteigerung niederschlägt.

Die Bedeutung professioneller Beratung

Es ist ermutigend zu sehen, dass fast die Hälfte der Eigentümerinnen und Eigentümer (47,8 Prozent) bei der Planung ihrer Sanierungsmaßnahmen auf professionelle Hilfe setzte. Als Architekt kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, wie wichtig eine ganzheitliche Betrachtung und fachkundige Beratung für den Erfolg solcher Projekte sind. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die gewählten Maßnahmen optimal aufeinander abgestimmt sind und das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis erzielen.

Die Auswirkungen auf den Immobilienwert

Die Frage nach der Wertsteigerung durch energetische Sanierung lässt sich nicht pauschal beantworten, aber die Tendenz ist eindeutig positiv. Eine Analyse der Postbank in Zusammenarbeit mit dem Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) zeigt beeindruckende Preisunterschiede zwischen energetisch sanierten und unsanierten Immobilien. In Frankfurt am Main beispielsweise beträgt die Differenz pro Quadratmeter stolze 1.577 Euro, in München sogar 1.727 Euro.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass sich Investitionen in die energetische Sanierung nicht nur durch geringere Betriebskosten, sondern auch durch eine signifikante Wertsteigerung auszahlen können. Je nach Region und Ausgangszustand der Immobilie kann eine Verbesserung der Energieeffizienzklasse den Wert um bis zu 25 Prozent steigern.

Fazit: Ein Gewinn für alle Beteiligten

Die aktuelle Sanierungswelle im deutschen Immobilienmarkt ist mehr als nur eine Reaktion auf steigende Energiepreise oder gesetzliche Vorgaben. Sie zeugt von einem wachsenden Bewusstsein für die Notwendigkeit nachhaltigen Wohnens und dem Wunsch nach Werterhalt und -steigerung des Eigenheims.

Als Architekt sehe ich in dieser Entwicklung eine große Chance: nicht nur für die Eigentümerinnen und Eigentümer, die von niedrigeren Energiekosten und einer Wertsteigerung profitieren, sondern auch für die Umwelt und zukünftige Generationen. Die energetische Sanierung des Gebäudebestands ist ein wesentlicher Baustein im Kampf gegen den Klimawandel und für eine nachhaltige Zukunft.

Die Herausforderung wird nun darin bestehen, diesen positiven Trend fortzusetzen und auch jene Immobilienbesitzerinnen und -besitzer zu erreichen, die bisher noch zögern. Hier sind Politik und Wirtschaft gleichermaßen gefordert, durch gezielte Fördermaßnahmen und Beratungsangebote die Sanierungsquote weiter zu erhöhen.

Eines ist klar: Die Investition in die energetische Sanierung ist eine Investition in die Zukunft – sowohl für die einzelne Immobilie als auch für unsere Gesellschaft als Ganzes. Es ist ermutigend zu sehen, dass immer mehr Eigentümerinnen und Eigentümer diese Chance ergreifen und aktiv zur Transformation unseres Gebäudebestands beitragen.