Baukunst-Bayerischer Architekturpreis 2024: Wenn Räume erzählen, was Worte nicht können
Christoph Keil/Unsplash

Digitalisierung der Bauanträge in München: Ein Modell für die Zukunft des Bauwesens

20.10.2024
 / 
 / 
Ignatz Wrobel

Digitale Revolution im Bauwesen: Münchens neue Ära der Bauantragsstellung

Seit dem 1. Januar 2024 steht der Münchner Baubranche ein wegweisender Fortschritt zur Verfügung: die Möglichkeit, Bauanträge und weitere Verfahren digital bei der Lokalbaukommission einzureichen. Dies stellt eine bedeutende Vereinfachung für Architektinnen und Architekten dar, die bislang den Papierkrieg bewältigen mussten. In der Baubranche, die sich zunehmend der Digitalisierung öffnet, ist dies ein wichtiger Schritt, der in vielerlei Hinsicht als Vorbild für andere Städte dienen könnte.

Was kann jetzt digital eingereicht werden?

Zu den Anträgen, die nun digital bearbeitet werden können, gehören Bauanträge, Abgrabungsanträge, Vorbescheide, Anträge im Freistellungsverfahren und Abweichungsanträge. Die Antragstellung selbst erfolgt durch die beauftragten Entwurfsverfasserinnen und Entwurfsverfasser, also in der Regel durch die Architektinnen und Architekten, die den Bau planen. Dabei ist die Nutzung der Bay­ernID oder des ELSTER-Unter­neh­mens­kontos notwendig, um sich zu authentifizieren.

Ein Vorteil dieser digitalen Plattform liegt in der Flexibilität der Bearbeitung. Dynamische Formulare führen den/die Antragsstellerin durch den Prozess, während hinterlegte Informationen und Hilfestellungen dabei helfen, Fehler zu vermeiden und die Bearbeitungszeit zu verkürzen.

Vereinfachungen im Antragsprozess

Die Einführung der dynamischen Formulare und die damit einhergehende Reduktion von formalen Hürden ist ein weiterer Pluspunkt des neuen Systems. Früher oft komplizierte und langwierige Vorgänge wurden nun durch digitale Hilfsmittel entschlackt. Die Lokalbaukommission verspricht sich davon eine signifikante Beschleunigung der Bearbeitungszeiten. Dies bedeutet nicht nur weniger Aufwand für die Antragsstellerinnen und Antragssteller, sondern auch eine schnellere Reaktionszeit der Behörden. Ein echter Gewinn für alle Beteiligten.

Chancen und Herausforderungen

Die digitale Antragstellung bietet jedoch nicht nur Vorteile. Wie bei jeder digitalen Innovation gibt es anfängliche Hürden zu überwinden. Besonders für kleinere Büros oder ältere Planerinnen und Planer könnte die Umstellung auf die neue Technik zunächst eine Herausforderung darstellen. Doch hier setzt die Lokalbaukommission auf Schulungen und Hilfestellungen. Zudem wird erwartet, dass die neuen digitalen Prozesse durch ihre Übersichtlichkeit und Benutzerfreundlichkeit bald breite Akzeptanz finden werden.

Für viele Architektinnen und Architekten könnte diese Umstellung mittelfristig sogar einen Wettbewerbsvorteil bedeuten. Projekte können durch die schnellere Bearbeitung früher realisiert werden, was gerade in einer Stadt wie München, wo der Wohnungsbau eine drängende Aufgabe ist, von enormer Bedeutung ist. Schließlich sind verzögerte Bauprojekte nicht nur für die Planerinnen und Planer, sondern auch für Investorinnen und Investoren sowie die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner ein Ärgernis.

Digitalisierung im Kontext der Architektur

Die Digitalisierung im Bauwesen ist kein neues Thema, doch erst in den letzten Jahren hat sie an Fahrt aufgenommen. Die Einführung der digitalen Bauantragsstellung in München ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Dabei ist dieser Prozess nicht nur eine technologische, sondern auch eine gesellschaftliche Entwicklung. Die Welt des Bauens wird zunehmend komplexer, und digitale Werkzeuge helfen, diese Komplexität zu bewältigen. Sie ermöglichen es, Prozesse zu automatisieren, Zeit zu sparen und gleichzeitig die Qualität der Planung zu verbessern.

Nachhaltigkeit und Effizienz durch digitale Prozesse

Neben der Zeitersparnis bringt die Digitalisierung auch Vorteile in Bezug auf Nachhaltigkeit. Durch die Reduktion von Papierverbrauch und die Verkürzung der Bearbeitungszeiten wird nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern auch ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet. Besonders in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Umweltschutz zentrale Themen der Architektur und des Bauens sind, zeigt sich hier das Potenzial digitaler Prozesse.

Ausblick: Was bringt die Zukunft?

München setzt mit der digitalen Bauantragsstellung ein Zeichen für andere Städte in Deutschland und Europa. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: mehr Effizienz, bessere Nachverfolgbarkeit und eine insgesamt höhere Flexibilität im Umgang mit Bauanträgen. Doch dieser Schritt könnte auch weitreichendere Auswirkungen haben. Wenn sich das System bewährt, ist es wahrscheinlich, dass in Zukunft noch mehr Prozesse digitalisiert werden. Dies könnte die Architekturbranche tiefgreifend verändern.

Insgesamt betrachtet bringt die Digitalisierung der Bauanträge für München eine Vielzahl an Vorteilen mit sich. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie schnell sich das neue System in der Praxis durchsetzen wird. Eines ist sicher: Die Architekturwelt wird zunehmend digitaler – und das ist eine Entwicklung, die sich nicht aufhalten lässt.