
Venedig, wir kommen! (Vielleicht.)
Wie Bayern beinahe einen Pavillon zur Biennale schickte – und trotzdem Geschichte schrieb
Die Biennale von Venedig, dieser heilige Gral globaler Baukultur, ist bekannt für visionäre Konzepte, radikale Räume und überraschende Statements. 2025 nun also – Bayern. Genauer: ein schwimmendes Bierzelt im Arsenale, mit Zapfanlage, Zeltplane und einem Ministerpräsidenten, der persönlich Weißwurst zuzelt. So hieß es zumindest am 1. April. Der Rest ist… Geschichte? Vielleicht eher: ein sehr gut inszeniertes Was-wäre-wenn.
Architektonischer Frühschoppen
Denn so absurd war die Idee gar nicht. Wer sich an die Ursprünge des Deutschen Pavillons erinnert, weiß: Das heutige Biennale-Gebäude war einst ein bayerischer Beitrag. 1909 errichtet, im antikisierenden Stil, von einem Venezianer entworfen – was will man mehr an symbolischer Vorlage? Dass Bayern also wieder zurück will, in die Lagune, ist weniger vermessen als charmant gedacht. Mit einer Mischung aus Traditionsbewusstsein, architektonischem Understatement und dem Mut, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen.
Ein Pavillon zum Anstoßen
Das Bierzelt – so der nicht bestätigte, aber viel diskutierte Entwurf – sollte schwimmen können, aus Holz bestehen, demontierbar sein. Nachhaltig, versteht sich. Es wäre, so hieß es, eine Antwort auf Aldo Rossis Teatro del Mondo. Nur eben mit Maß statt Maske, mit Brezn statt Ballett. Und natürlich: mit Live-Schaltungen aus der Staatskanzlei. Architektur, endlich wieder nah am Menschen – besonders, wenn der Mensch Durst hat.
Pavillon oder Possenspiel?
Ob nun wirklich jemals ein Hering eingeschlagen wird oder das Ganze ein PR-geniales Gedankenspiel bleibt, sei dahingestellt. Sicher ist: Kaum ein anderes (nicht gebautes) Projekt hat in der Vorberichterstattung zur Biennale so viel Aufmerksamkeit erzeugt. Bayern hat es geschafft, durch Abwesenheit präsent zu sein – das muss man erstmal können.
Kulturpolitik mit Kabarettnote
Wer dabei nur eine Provinzposse wittert, verkennt den doppelten Boden. Zwischen der Freude an folkloristischer Überzeichnung und einem geschickten Seitenhieb auf den Biennale-Betrieb entfaltet sich hier eine wunderbar mehrdeutige Miniatur der Kulturpolitik: Wer entscheidet, was architektonische Relevanz hat? Wer darf mitreden? Und was, wenn eine Maß Bier mehr zur Debatte beiträgt als ein Manifest?
Der Pavillon, der keiner war
Der bayerische Pavillon wird wohl nie den Anker werfen. Aber er hat Spuren hinterlassen: als Gedankenexperiment, als pointiertes Bild für kulturelle Eigenwilligkeit – und als Beweis, dass auch architektonische Satire ernst genommen werden darf. In diesem Sinne: Venedig bleibt italienisch. Bayern bleibt bayerisch. Und manchmal reicht ein guter Witz, um beides in Dialog zu bringen.

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