![Baukunst-Leben im Bienenstock: Wie ein Wohnprojekt in München die Grenzen des sozialen Wohnungsbaus auslotet](https://baukunst.art/wp-content/uploads/2024/10/image-8.png)
Ein Wabenhaus als soziales Wohnprojekt mit enormen Baukosten
In der Messestadt Riem, einem Stadtteil im Osten Münchens, erhebt sich ein architektonisches Unikum: das Wabenhaus. Dieses innovative Wohnkonzept, entworfen vom Architekten Peter Haimerl und realisiert durch die Wohnungsbaugenossenschaft WOGENO, stellt einen kühnen Versuch dar, konventionelle Wohnformen zu revolutionieren. Mit seiner sechseckigen Struktur und schrägen Wänden fordert es nicht nur die Vorstellungen vom Wohnen heraus, sondern auch die Geldbörsen der Bauherren.
Das Wabenhaus zeichnet sich durch seine einzigartige Architektur aus, die an die Struktur eines Bienenstocks erinnert. Die 17 aufeinander gestapelten Sechsecke bilden ein visuell beeindruckendes Ensemble, das sich deutlich von der umgebenden Bebauung abhebt. Diese Form ist nicht nur ein ästhetisches Statement, sondern auch ein funktionales Konzept: Die sechseckige Grundform ermöglicht eine flexible Raumnutzung und schafft interessante Wohnräume mit einer Breite von bis zu sechs Metern.
Die schrägen Wände des Wabenhauses stellen eine besondere Herausforderung dar. Sie erfordern ein Umdenken in Bezug auf Möblierung und Raumnutzung. Konventionelle Möbel passen oft nicht in diese ungewöhnlichen Räume, was die Entwicklung spezieller „Halbmöbel“ notwendig machte. Diese innovativen Einrichtungselemente teure Maßanfertigungen die direkt in die Architektur integriert wurden und den verfügbaren Raum optimal ausnutzen.
Das Wabenhaus bietet eine Mischung aus Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen und einer „Groß-WG“ mit Ein-Zimmer-Apartments und geteilten Gemeinschaftsräumen. Dieses „Clusterwohnen“ soll das Gemeinschaftsgefühl fördern und der Vereinsamung entgegenwirken. Es ist ein mutiger Versuch, neue Formen des Zusammenlebens in einer zunehmend individualisierten Gesellschaft zu etablieren.
Trotz des innovativen Konzepts und der sozialen Ausrichtung steht das Wabenhaus vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Die Baukosten liegen nach Angaben der WOGENO um ein gutes Drittel über denen eines konventionellen Wohngebäudes.
Trotz der hohen Baukosten bleibt das Wabenhaus dem Prinzip des sozialen Wohnungsbaus treu. Mit einer Nettokaltmiete von 12,50 Euro pro Quadratmeter liegt es deutlich unter dem Münchner Durchschnitt. Dies ist ein bemerkenswerter Aspekt, der zeigt, dass innovative Architektur und soziale Verantwortung nicht zwangsläufig im Widerspruch stehen müssen.
Das Wabenhaus ist zweifellos ein Pionierprojekt, das die Grenzen des konventionellen Wohnungsbaus auslotet. Es stellt jedoch auch die Frage nach der Wirtschaftlichkeit und Skalierbarkeit solcher Konzepte. Kann ein derart experimenteller Ansatz in größerem Maßstab umgesetzt werden? Oder bleibt er ein faszinierendes, aber letztlich isoliertes Experiment?
Wohnen wie im Bienenstock: Das Münchner Wabenhaus | Schwaben + Altbayern | BR
Die Reaktionen auf das Wabenhaus sind gemischt. Während einige Architekturkritiker und Bewohnerinnen und Bewohner von der innovativen Gestaltung und dem Gemeinschaftskonzept begeistert sind, sehen andere das Projekt kritisch. Die hohen Kosten und die ungewöhnliche Raumgestaltung werfen die Frage auf, ob solche Konzepte wirklich eine Lösung für die drängenden Wohnungsprobleme in Großstädten sein können.
Unabhängig von der Kontroverse steht das Wabenhaus für den Mut, neue Wege im Wohnungsbau zu beschreiten. Es zeigt, dass Architektur mehr sein kann als die bloße Bereitstellung von Wohnraum – sie kann ein Katalysator für soziale Innovation und gemeinschaftliches Leben sein. Gleichzeitig macht es deutlich, dass solche Experimente mit erheblichen finanziellen und praktischen Herausforderungen verbunden sind.
Das Wabenhaus in der Messestadt Riem ist mehr als nur ein Gebäude. Es ist ein Statement, eine Provokation und eine Einladung zum Nachdenken über die Zukunft des Wohnens in unseren Städten. Ob es tatsächlich den Weg für eine neue Art des Wohnungsbaus ebnet oder ein faszinierendes Einzelstück bleibt, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Sicher ist: Es hat eine Diskussion angestoßen, die weit über die Grenzen Münchens hinausreicht und die Frage aufwirft, wie wir in Zukunft bauen und leben wollen.
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