Baukunst - Luxus neu denken – Wie Herzog & de Meuron elitäre Räume demokratisieren
Les Trois Rois? © Baukunst.art

Luxus neu denken – Wie Herzog & de Meuron elitäre Räume demokratisieren

21.09.2025
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Chet Becker

Königsrot am Rheinufer: Herzog & de Meurons poetische Neuinterpretation des Basler Les Trois Rois

Die Choreografie der Farben

Rot lodert durch die neuen Räume des Basler Grandhotels Les Trois Rois wie ein königliches Versprechen. Es ist kein zaghaftes, verhaltenes Rot – es ist das tiefe, samtige Blutrot der Throne und Zeremonien, das pulsierende Sangria der mediterranen Nächte, das feurige Lodern handgefertigter Keramikkacheln. Jacques Herzog, der Meisterarchitekt aus Basel, hat seine Lieblingsfarbe zur Signatur einer radikalen Transformation gemacht. Gemeinsam mit Pierre de Meuron erschuf er im ehemaligen Sitz der Basler Kantonalbank einen Annex, der die klassische Hotelarchitektur nicht nur herausfordert, sondern poetisch neu erfindet.

Die Metamorphose des 1903 errichteten Belle-Époque-Baus zum erweiterten Luxushotel gleicht einer architektonischen Alchemie. Wo einst Bankschalter die nüchterne Geometrie des Geldes zelebrierten, entfaltet sich nun das Restaurant Banks als opulente Rauminszenierung. Die ehemalige Schalterhalle verwandelte sich in einen schillernden Gesellschaftssalon, dessen auberginefarbene Sitznischen und strahlend pinkfarbene Samthockereine neue Farbdramaturgie komponieren. Herzog & de Meuron spielen hier mit der Dialektik zwischen historischer Substanz und zeitgenössischer Intervention: Die originalen Stuckleisten der hohen Decken wurden mit Spiegeln gefüllt, die Kronleuchter multiplizieren sich ins Unendliche – eine barocke Geste, die gleichzeitig Vergangenheit zitiert und Zukunft imaginiert.

Schwebende Poesie und kristalline Träume

Über der hufeisenförmigen Bar schwebt das «Fliegende Riff» der Künstlerinnen Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger wie eine surreale Wolke aus Erinnerungen und Fantasien. Hellblaue Himmelsbrocken aus Schaumstoff, aus denen rosafarbene, sonnengelbe und violette Kristalle aus Kunstdünger wachsen, schaffen eine traumhafte Atmosphäre zwischen Natur und Artifizialität. Diese Installation verkörpert die Essenz der Herzog & de Meuron’schen Vision: Architektur als Bühne für das Unerwartete, als Rahmen für poetische Momente.

Die Materialästhetik der neuen Suiten offenbart eine sinnliche Choreografie der Texturen. Blutrote Samtpodeste erheben die Betten zu schwebenden Inseln des Luxus. Auf Hochglanz lackierte, dunkel gebeizte Eichenholzmöbel, aufgeständert auf Kunstlederstangen, definieren den Raum neu – nicht als starre Grenzen, sondern als fließende Raumteiler, die Bewegung suggerieren und gleichzeitig Geborgenheit schaffen. Das aparte Linsenparkett mit seinen speziell gefrästen runden Formen, die wellenförmig in den weißen Carraramarmor der Bäder übergehen, erzählt von einer Architektur, die Grenzen auflöst und Materialien in Dialog treten lässt.

Die Auflösung der Konvention

Herzog & de Meuron haben die klassische «Kiste» des Hotelzimmers radikal dekonstruiert. In der 240 Quadratmeter großen Präsidentensuite, die die ehemalige Wohnung des Bankdirektors auf der zweiten Etage bespielt, entfaltet sich eine organische Raumlandschaft. Räume fließen ineinander wie Kapitel einer Geschichte – vom runden Dining-Room über das private Fitnessstudio bis zur Bibliothek mit Bar. Die dreigeteilten Schlaftrakte mit Ankleidebereich, eigentlichem Schlafzimmer und Marmorbad choreografieren das private Ritual des Wohnens als räumliche Sequenz.

Diese räumliche Poesie setzt sich im Dachstuhl fort, wo ein japanisch inspirierter Wellnessbereich entstanden ist. Die Dachterrasse mit Tauchbecken und Cinemascope-Blick über den Rhein wird zum ultimativen Rückzugsort, zur schwebenden Oase über den Dächern Basels. Hier manifestiert sich die Philosophie der Architekten: Luxus nicht als Anhäufung von Preziosen, sondern als Kultivierung außergewöhnlicher räumlicher Erfahrungen.

Licht als Protagonist

Die Lichtinszenierung wird zum unsichtbaren Protagonisten der Raumerzählung. In der Zigarrenlounge The Council spielen 570 handgefertigte, dreidimensionale Keramikkacheln mit dem Licht – ihre feuerrote Grundfarbe lodert mal stärker, mal schwächer, je nach Tageszeit und Blickwinkel. Diese kinetische Qualität der Oberflächen verleiht den Räumen eine lebendige, fast atmende Präsenz. Die verspiegelten Flächen im Restaurant Banks multiplizieren nicht nur die Kronleuchter, sondern auch das Tageslicht vom Rhein, das durch die hohen Fenster flutet und den Raum in ständig wechselnde Lichtstimmungen taucht.

Kulturelle Resonanzen

Die Neugestaltung des Les Trois Rois durch Herzog & de Meuron ist mehr als eine luxuriöse Hotelrenovierung – sie ist ein Statement zur zeitgenössischen Gastlichkeit. Die Architekten interpretieren die Grand-Hotel-Tradition nicht nostalgisch, sondern transformieren sie in eine zeitgenössische Erlebnisarchitektur. Der sangriafarbene Gang zu den neuen Suiten wird zur theatralischen Ouvertüre, die Gäste aus der gewohnten Realität in eine andere Dimension führt.

Die angekündigte euro-asiatische Großstadtküche im Restaurant Banks unterstreicht diese globale Perspektive. Basel, als Schnittstelle europäischer Kulturen, findet hier seine architektonische Entsprechung in einem Raum, der lokale Historie mit internationaler Eleganz verbindet. Die 30 Millionen Franken teure Transformation ist eine Investition in eine neue Form der Luxushotellerie, die nicht Prunk, sondern poetische Raumqualität in den Mittelpunkt stellt.

Die Nachhaltigkeit der Schönheit

Herzog & de Meuron haben mit ihrer Intervention bewiesen, dass nachhaltige Architektur nicht verzichten muss, sondern durch intelligente Transformation bestehender Strukturen neue ästhetische Dimensionen erschließen kann. Die Umnutzung des historischen Bankgebäudes bewahrt nicht nur die urbane Substanz, sondern lädt sie mit neuer Bedeutung auf. Die handwerkliche Qualität – von den handgefertigten Keramikkacheln bis zum speziell gefrästen Parkett – steht für eine Architektur der Dauerhaftigkeit, die dem Wegwerfbaren eine kultivierte Beständigkeit entgegensetzt.

«Das schönste Hotel der Welt» nennt Jacques Herzog das Les Trois Rois – eine Aussage, die weniger als objektive Bewertung denn als emotionales Bekenntnis zu verstehen ist. In dieser persönlichen Note liegt die eigentliche Stärke des Projekts: Es ist Architektur, die nicht nur funktioniert, sondern berührt, die nicht nur beherbergt, sondern verzaubert. Herzog & de Meuron haben eine «neue Erlebniswelt» geschaffen, wie Herzog es formuliert – eine Welt, in der Farbe, Material und Raum zu Instrumenten einer sinnlichen Symphonie werden, die am Rheinufer erklingt und weit über Basel hinaus Resonanz finden wird.

SERVICEINFORMATIONEN FÜR LESERINNEN UND LESER

Das Hotel

Les Trois Rois Basel
Luxushotel der Spitzenkategorie (5 Sterne Superior)
Mitglied von “The Leading Hotels of the World”

Standort

Blumenrain 8
4001 Basel, Schweiz
Direkt am Rheinufer gelegen, im Herzen der Basler Altstadt
5 Gehminuten vom Münster und der Mittleren Brücke
15 Minuten vom Bahnhof Basel SBB
20 Minuten vom EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg

Die neuen Herzog & de Meuron Bereiche

  • 6 neue Suiten im umgestalteten Annex (ehem. Basler Kantonalbank)
  • Präsidentensuite: 240 m², Balkon mit Rheinblick
  • Restaurant Banks: Euro-asiatische Küche (Eröffnung September 2024)
  • The Council: Zigarrenlounge mit 570 handgefertigten Keramikkacheln
  • Spa-Bereich: Japanisch inspiriert, mit Dachterrasse und Tauchbecken

Buchung & Kontakt

Website: www.lestroisrois.com
Telefon: +41 61 260 50 50
E-Mail: info@lestroisrois.com
Reservierungen: reservation@lestroisrois.com

Beste Reisezeit

  • Art Basel (Juni): Frühzeitige Buchung essentiell, Preise deutlich höher
  • Basler Fasnacht (Februar/März): Besonderes Kulturerlebnis
  • Herbstmesse (Oktober/November): Traditioneller Jahrmarkt
  • Weihnachtsmarkt (November/Dezember): Stimmungsvolle Atmosphäre

Besondere Services

  • Private Rhein-Bootsfahrten
  • Kunstführungen während der Art Basel
  • Butler-Service in den Suiten
  • Limousinen-Service vom/zum Flughafen
  • Exklusive Shopping-Begleitung
  • Private Dining im Restaurant Banks

Architekturführungen

Das Hotel bietet auf Anfrage exklusive Architekturführungen durch die von Herzog & de Meuron gestalteten Bereiche an (Gruppengröße: max. 8 Personen, Kosten: 150 CHF p.P., Dauer: 90 Minuten, inkl. Champagner-Aperitif).