
Zwischen Goldrahmen und Gegenwart
Die Frick Collection nach fünf Jahren Sanierung – ein Museumsjuwel in neuer Würde
New Yorkerinnen und New Yorker lieben ihre Frick Collection – und sie wissen auch warum. Für viele gilt das Haus an der Upper East Side als schönstes Museum der Welt. Nach fünf Jahren und rund 220 Millionen Dollar umfassender Renovierung ist das ehemalige Stadtpalais an der Fifth Avenue nun wieder zugänglich. Behutsam modernisiert, erweitert und dennoch vertraut, zeigt das Projekt, wie zeitgemäße Museumsarchitektur mit leiser Hand Geschichte weiterschreibt.
Ein Haus mit Vergangenheit – und Gegenwart
Errichtet 1912 als Residenz von Henry Clay Frick, einem der reichsten Männer seiner Zeit, wurde das Gebäude 1935 in ein Museum verwandelt. Seither ist es nicht nur Hüterin einer der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen der USA, sondern auch ein Monument des „Gilded Age“. Kronleuchter, marmorne Flure und reich verzierte Holzvertäfelungen lassen die glamouröse Spätphase der industriellen Revolution in den USA aufleben – ein Stück Erinnerung an eine Zeit zwischen Pferdekutsche und Automobil, Salon und Ballgesellschaft.
Für viele ist dieser Ort nicht nur ein Museum, sondern eine Flucht aus der sperrigen Gegenwart. Ein Gefühl, das durch die fünfjährige Schließung schmerzlich unterbrochen war.
Selldorf Architects: Sanierung mit Feingefühl
Das Architekturbüro von Annabelle Selldorf setzte auf Zurückhaltung statt Spektakel. Statt den Bestand zu überformen, wurde er mit größtmöglicher Sorgfalt weiterentwickelt. Neu sind etwa:
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eine zweigeschossige Eingangshalle an der 70th Street,
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barrierefreie Wege und moderne Infrastruktur,
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Galerien für Sonderausstellungen,
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ein Café für Besucherinnen und Besucher,
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sowie zehn zusätzliche Ausstellungsräume im ersten Stock – ehemalige Privaträume der Fricks.
Diese Etage war bisher nie öffentlich zugänglich, diente lange als Bürofläche und zeigt nun Werke, die Fricks aufkeimendes Interesse an der Moderne dokumentieren: etwa Gemälde von Manet und Monet. Auch wenn die legendäre Bowlingbahn im Keller verborgen bleibt – der Zugewinn an Atmosphäre ist spürbar.
Das Prinzip der Wiederbegegnung
Trotz aller Neuerungen bleibt die Inszenierung klassisch. Viele Werke hängen an denselben Stellen wie zu Henry Fricks Zeiten. Das Rembrandt-Selbstporträt von 1658, Vermeers „Herrin und Zofe“ oder Velázquez’ Philipp IV. kehren zurück in die vertrauten Fluchten. Im Dinner-Saal dominieren Porträts adeliger Gesellschaft in barocker Pracht, im Salon ruhen sich Samtsofas neben Orientteppichen und Ming-Vasen aus. Die Bilder, einst von Frick selbst arrangiert, erzählen mehr als nur kunsthistorische Geschichten – sie inszenieren eine Weltanschauung. Die Sammlung, einst Ausdruck persönlichen Geschmacks, wächst weiter: Zu den jüngsten Erwerbungen zählt eine Statue des Franz von Assisi aus dem frühen 14. Jahrhundert. Die Frick Collection ist also keine statische Zeitkapsel, sondern ein sich entwickelndes Gedächtnis.
Ein temporärer Umzug mit bleibender Lehre
Während der Schließzeit war die Sammlung im brutalistischen Bau des ehemaligen Whitney Museums an der Madison Avenue untergebracht – ein Versuch, Verbindung zu Publikum und Spenderinnen nicht abbrechen zu lassen. Doch der Bruch war spürbar. „Wie wenn man seinem Chemielehrer beim Spring Break in Cocoa Beach begegnet“, schrieb „New York Times“-Kritiker Michael Kimmelmann über die Entfremdung im Interimsquartier. Die Rückkehr ins Original ist deshalb nicht nur architektonisch, sondern emotional von Bedeutung.
Ein Ort der Erinnerung – und der Hoffnung
Die Frick Collection ist wieder da – leiser, offener und präziser als zuvor. Ein Museum, das nicht aus der Zeit gefallen ist, sondern die Zeit selbst thematisiert. Zwischen goldgerahmten Holbeins, dem zarten Lichtspiel über Parkett und der sanft flüsternden Moderne von Selldorfs Eingriffen entsteht ein Raum, der zur Reflexion einlädt. Über Geschmack, Geschichte, und die Kunst, Dinge zu bewahren, ohne sie zu konservieren.

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