Baukunst - Wenn Architektur krank macht: Die unterschätzte Wirkung städtischer Gestaltung
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Wenn Architektur krank macht: Die unterschätzte Wirkung städtischer Gestaltung

26.12.2024
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stu.ART

 

Wie unser Gehirn Städte sieht: Neurourbanismus und Wohlbefinden

Wie Architektur unser Gehirn beeinflusst und was das für die Stadtplanung bedeutet

Eine Revolution bahnt sich an in der Art, wie wir über Stadtgestaltung nachdenken. Neue neurowissenschaftliche Erkenntnisse zeigen: Die Art, wie wir Architektur wahrnehmen, folgt präzisen biologischen Mustern – und diese haben direkte Auswirkungen auf unser Wohlbefinden.

Fraktale Strukturen als Schlüssel zum Wohlbefinden

Die Forschung belegt: Unser Gehirn verarbeitet visuelle Reize innerhalb von Millisekunden. Dabei reagiert es besonders positiv auf fraktale Muster – sich wiederholende geometrische Strukturen unterschiedlicher Größenordnung, wie sie in der Natur häufig vorkommen. Traditionelle Architektur nutzt diese Muster intuitiv. Moderne, minimalistische Fassaden hingegen bieten dem Auge kaum Anhaltspunkte.

Biophiles Design – mehr als ein Trend

Die Sehnsucht nach natürlichen Elementen ist tief in unserer Neurobiologie verankert. Sonnenlicht, Farbenvielfalt, organische Formen und Wasser sind keine dekorativen Extras, sondern grundlegende Bedürfnisse unseres Wahrnehmungsapparats. Studien zeigen: In Umgebungen mit biophilen Elementen sinkt der Stresslevel messbar.

Die Ästhetische Erfahrung als Gesundheitsfaktor

Was als „schön“ empfunden wird, ist weniger subjektiv als lange angenommen. Die neurologische Forschung identifiziert klare Muster der Wahrnehmung. Dabei unterscheidet sie zwischen dem „Schönen“, das entspannend wirkt, und dem „Erhabenen“, das Stress auslösen kann. Moderne Architektur tendiert häufig zum Letzteren.

Konsequenzen für die Planung

Die Erkenntnisse stellen gängige Planungsprinzipien infrage. Statt formaler Reduktion braucht es eine Rückkehr zu komplexeren, aber lesbaren Strukturen. Das bedeutet nicht zwangsläufig historisierend zu bauen, wohl aber die neurologischen Grundbedürfnisse ernst zu nehmen.

Ausblick

Die Integration neurowissenschaftlicher Erkenntnisse in die Stadtplanung steht erst am Anfang. Klar ist: Die menschliche Wahrnehmung muss wieder zum Maßstab werden. Dabei geht es nicht um subjektive Geschmacksfragen, sondern um messbare physiologische Reaktionen.

Die Herausforderung für Architektinnen und Architekten liegt darin, diese Erkenntnisse kreativ umzusetzen. Das Ziel: Städte, die nicht nur funktional sind, sondern auch neurologisch zuträglich. Die Wissenschaft liefert dafür nun die Grundlagen. Es liegt an der Praxis, daraus zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln. mehr…