Baukunst-Wohnheim in Heidelberg von DGJ Architektur
©Mateo Krössler/Unsplash

Wohnheim in Heidelberg von DGJ Architektur

24.07.2024
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stu.ART

Hochwertige Architektur: Das Collegium Academicum in Heidelberg und seine Bedeutung für den Staatspreis 2024

Vor ziemlich genau einem Jahr wurde das Collegium Academicum (CA) in Heidelberg eröffnet. Dieses Wohnheim für 176 Menschen in Ausbildung, Studium oder Promotion wurde von DGJ Architektur (Frankfurt am Main) gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern entworfen. Diese enge Zusammenarbeit spiegelt sich im Gebäude wider: Durch eine flexible und modulare Bauweise können die Wohnungen eigenständig konfiguriert werden. Das Projekt gilt als ein Vorzeigebeispiel für innovative und nachhaltige Architektur und ist daher ein würdiger Kandidat für den Staatspreis 2024.

Ein Projekt der IBA Heidelberg

Das Wohnheim ist Teil der Internationalen Bauausstellung (IBA) Heidelberg, die von 2012 bis 2022 stattfand. Die Bauherrin, die Collegium Academicum GmbH, ist eine ehrenamtliche Projektgruppe aus jungen Aktivistinnen und Aktivisten, die das Projekt initiiert, konzipiert und umgesetzt haben. Das Baugrundstück befindet sich auf einer neun Hektar großen Konversionsfläche eines ehemaligen US-Hospitals im südlichen Stadtteil Rohrbach. Hier sollen bis 2026 rund 600 Wohnungen entstehen.

Architektur und Raumkonzept

Das Collegium Academicum soll nicht nur ein Wohnort, sondern auch ein Bildungs- und Kulturort sein. Der Gebäudekomplex umfasst neben den Wohnungen eine einstöckige Aula im Erdgeschoss, die Platz für Workshops, Seminare oder Lesungen für bis zu 600 Personen bietet. Begrünte Bereiche im Innenhof und auf der Dachterrasse über der Aula dienen ebenfalls diesen Zwecken.

Die 46 Wohneinheiten sind für jeweils drei oder vier Personen konzipiert und werden über hofseitige Laubengänge erschlossen. Im Inneren überzeugt die Flexibilität der gerasterten Struktur: Im Achsmaß von 2,85 Metern entstehen Felder von jeweils sieben Quadratmetern. Um eine Gemeinschaftsfläche mit Küche in der Mitte jeder Wohnung sind jeweils ein Bad und Individualräume angeordnet. Diese Individualräume sind grundsätzlich zwei Felder, also 14 Quadratmeter, groß. Durch versetzte oder zusätzliche Trennwände können die Räume jedoch verkleinert und die Gemeinschaftsbereiche vergrößert werden. Die dafür benötigten Trennwände sowie das Mobiliar stellen die Bewohnerinnen und Bewohner in der hauseigenen Werkstatt selbst her.

Nachhaltige Bauweise und Energiekonzept

Das Gebäude wurde als Holzskelettbau mit aussteifenden Wandscheiben der Sanitärkerne, Trennwänden zwischen den Wohneinheiten sowie Außenwänden konstruiert. Die Primärkonstruktion kommt ohne metallische Verbindungsmittel aus und wird lediglich von form- und kraftschlüssigen Zimmermannsverbindungen zusammengehalten. Die Laubengänge sowie die Treppen bestehen aus Stahlbeton. Durch diese Bauweise und Anlagentechnik, wie beispielsweise einer Solaranlage auf der gesamten Dachfläche des 4. Obergeschosses, konnte der KfW-Effizienzhaus 40 Plus-Standard erreicht werden.

Kosten und Förderungen

Die Baukosten der Kostengruppen 100-700 belaufen sich auf rund 21,3 Millionen Euro (brutto), wobei rund 15 Millionen auf die Kostengruppen 300 und 400 entfallen. Das Projekt wird im Rahmen des Programms „Variowohnungen“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und des Förderprogramms „Holz Innovativ“ des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg gefördert. Diese Programme werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und Landesmitteln finanziert.

Staatspreis 2024: Ein würdiger Kandidat

Das Collegium Academicum in Heidelberg ist ein herausragendes Beispiel für hochwertige Architektur, die Flexibilität, Nachhaltigkeit und Gemeinschaftssinn verbindet. Durch die enge Zusammenarbeit von Architektinnen und Architekten mit den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern entstand ein Wohnheim, das sowohl funktional als auch ästhetisch überzeugt. Die modulare Bauweise und die nachhaltigen Materialien tragen dazu bei, dass das Gebäude auch zukünftigen Anforderungen gerecht wird, sei es durch die Umnutzung zu seniorengerechtem Wohnen oder anderen Wohnformen.

Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, wie moderne Architektur auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen und gleichzeitig einen positiven Beitrag zur Stadtentwicklung leisten kann. Der Staatspreis 2024 würdigt außergewöhnliche architektonische Leistungen, und das Collegium Academicum erfüllt diese Kriterien in beeindruckender Weise. Es vereint innovative Wohnkonzepte mit ökologischer Verantwortung und sozialer Integration, was es zu einem Vorbild für zukünftige Bauprojekte macht.