Im Zeitalter der Apps für fast alles stellt sich die Frage, warum nicht auch eine nutzen, um die Stimmen der Bürgerinnen und Bürger bei öffentlichen Bau- und Planungsprojekten besser zu integrieren?
Bei privaten Bauprojekten ist es üblich, mit den künftigen Nutzerinnen und Nutzer zu diskutieren, ihre Bedürfnisse und Wünsche zu berücksichtigen. Doch warum fällt es uns so schwer, ähnliche Beteiligungsverfahren in öffentlichen Projekten einzuführen, um von den Menschen zu erfahren, die den Raum später nutzen, was sie eigentlich benötigen?
Es ist lobenswert, dass wir zunehmend um Meinungen fragen, aber Beteiligungsverfahren bieten noch großes Verbesserungspotenzial. Da die Ansprechpartner bei öffentlichen Projekten nicht immer die sind, die den Ort später frequentieren werden, kann es vorkommen, dass die Planung an deren Bedürfnissen vorbeigeht. Vielleicht scheint es in der Planungsphase einfacher, nicht noch eine zusätzliche Ebene an Wünschen zu berücksichtigen. Doch sollten wir uns stets fragen: Für wen machen wir das hier? Nicht für die Amtspersonen, sondern für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner. Wie können wir Beteiligungsverfahren organisieren, um ihre Bedürfnisse zu verstehen? Es wäre ratsam, nicht nur über die geplanten Vorhaben zu informieren, sondern auch die Gedanken und Meinungen der Menschen frühzeitig einzubeziehen und in die Planung einzubinden. Ideal wäre es, gemeinsam mit den zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer Ziele und Visionen für den Ort zu entwickeln und Entscheidungen zu treffen. Dies fördert die Akzeptanz der Projekte und sorgt dafür, dass sie besser angenommen werden. Zusätzlich kann es langfristig zu einer einfacheren Pflege führen, da die Menschen einen verantwortungsvolleren Umgang mit dem Raum entwickeln.
Das digitale Tool Senf.app für Beteiligungsverfahren unterstützt Planende dabei, die Stimmen der Menschen einzubeziehen. Die Gründer haben damit in Städten wie Wismar, Kassel und Köln gearbeitet. Pascal Fuhr vom Start-up betont: „Digitale und analoge Beteiligungsverfahren sollten integraler Bestandteil aller städtebaulichen Planungen sein. Bürgerbeteiligung* fördert nicht nur bedarfsgerechte Planungskonzepte, sondern erhöht auch die Akzeptanz der Projekte innerhalb der Stadtgemeinschaft.“ Oftmals habe ich das Gefühl, dass vor allem Menschen, die gegen jegliche Veränderung sind, bei Beteiligungsverfahren besonders lautstark ihre Meinung äußern. Dadurch entsteht der Eindruck einer weiterverbreiteten Ablehnung. Auch bei einem Projekt in München, das wir während der LASKO 2023 besucht haben, wurde uns genau dies berichtet. Einige wenige fühlen sich in ihrer Bequemlichkeit eingeschränkt und haben das erklärte Ziel, das Projekt zu boykottieren.
Es ist daher von großer Bedeutung, Beteiligungsverfahren so zu gestalten, dass sie auf repräsentativen Ergebnissen basieren. Andernfalls könnten viele interessante Meinungen von zurückhaltenderen Personen unbeachtet bleiben.
Beteiligungsverfahren müssen verbessert werden Das wirft die Frage auf, wie man in Zukunft vorgehen könnte. „Die Beteiligungsverfahren der Zukunft werden digitaler, interaktiver und effizienter in der Auswertung“, erklärt Pascal Fuhr. „Unsere Vision bei Senf.app ist es, die Attraktivität von Beteiligungsformaten durch benutzerfreundliches Design und Gamification zu steigern und die Teilnahme zu erleichtern.“ Künstliche Intelligenz wird hierbei eine entscheidende Rolle spielen, insbesondere bei der Analyse und Darstellung der gewonnenen Erkenntnisse.