Baukunst-Die stille Revolution der Räume: Wie Innenarchitekten unsere Umgebung neu erfinden
Bild: Harald Smith/Unsplash

Die stille Revolution der Räume: Wie Innenarchitekten unsere Umgebung neu erfinden

23.09.2024
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stu.ART

In einer Welt, die sich ständig wandelt, bleibt kein Stein auf dem anderen – und erst recht kein Raum unverändert. Die BDIA-AusstellungRäume im Wandel“ in Bremen offenbart eindrucksvoll, wie Innenarchitektinnen und Innenarchitekten unsere Lebensumgebungen neu gestalten und dabei Funktionalität, Ästhetik und Nachhaltigkeit in Einklang bringen.

Metamorphose des Alltäglichen

Stellen Sie sich vor, Sie betreten ein altes Fabrikgebäude. Der Geruch von Öl und Metall liegt noch in der Luft. Doch statt verstaubter Maschinen finden Sie einen lebendigen Coworking-Space vor, in dem kreative Köpfe an der Zukunft arbeiten. Dies ist nur eines der faszinierenden Beispiele, die die Ausstellung präsentiert.

Die 24 ausgewählten Projekte zeigen eine beeindruckende Bandbreite: Von der Umwandlung einer Altbauwohnung in ein modernes Stadtdomizil bis hin zur Neugestaltung eines Seniorenheims – überall wird deutlich, wie Innenarchitektur Räume nicht nur verschönert, sondern regelrecht transformiert.

Mehr als nur schöner Schein

Doch wäre es zu kurz gegriffen, Innenarchitektur auf reine Ästhetik zu reduzieren. „Innenarchitektinnen und Innenarchitekten sind Raumstrategen„, erklärt ein erfahrener Kollege. „Wir denken in Funktionen, Abläufen und Atmosphären.“

Tatsächlich geht es bei der Neugestaltung von Räumen um weit mehr als eine hübsche Tapete oder ein paar schicke Möbel. Es geht darum, Räume zu schaffen, die perfekt auf die Bedürfnisse ihrer Nutzerinnen und Nutzer abgestimmt sind. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Umgestaltung einer Arztpraxis: Warme Farben und natürliche Materialien sorgen für eine beruhigende Atmosphäre, während die durchdachte Raumaufteilung eine effiziente Patientenversorgung gewährleistet.

Nachhaltigkeit als Maxime

Ein roter Faden, der sich durch alle Projekte zieht, ist das Thema Nachhaltigkeit. In Zeiten des Klimawandels und knapper Ressourcen gewinnt das „Bauen im Bestand“ zunehmend an Bedeutung. Statt Gebäude abzureißen und neu zu errichten, werden bestehende Strukturen clever umgenutzt.

Ein besonders gelungenes Beispiel hierfür ist die Umwandlung eines Lagerhauses in ein modernes Fitnessstudio. Durch den Erhalt der charakteristischen Industriearchitektur und die Integration moderner Elemente entsteht ein einzigartiger Raum, der Geschichte atmet und gleichzeitig zeitgemäße Anforderungen erfüllt.

Die Herausforderung der Transformation

Der Weg von der Idee zur Umsetzung ist jedoch oft steinig. „Die größte Herausforderung liegt darin, die Visionender Kunden mit den baulichen Gegebenheiten in Einklang zu bringen“, verrät eine renommierte Innenarchitektin. „Oft müssen wir kreative Lösungen finden, um scheinbar Unmögliches möglich zu machen.“

Diese Kreativität zeigt sich beispielsweise in der Umgestaltung eines ehemaligen Schulgebäudes zu einem modernen Bildungszentrum. Flexible Raumelemente und mobile Trennwände ermöglichen es, die Räumlichkeiten je nach Bedarf anzupassen – eine ideale Lösung für die sich wandelnden Anforderungen im Bildungssektor.

Innenarchitektur als sozialer Katalysator

Besonders beeindruckend ist, wie Innenarchitektur soziale Interaktion fördern kann. Bei der Neugestaltung einer Wohngemeinschaft für Studierende etwa wurden gemeinschaftliche Bereiche geschaffen, die zum Austausch einladen. „Räume beeinflussen maßgeblich unser Verhalten und unser Wohlbefinden„, erklärt ein Experte für Raumpsychologie. „Eine durchdachte Gestaltung kann Menschen zusammenbringen und Gemeinschaft stiften.“

Dies zeigt sich auch in der Umgestaltung eines Cafés, das durch ein flexibles Möblierungssystem verschiedene Nutzungsszenarien ermöglicht – vom gemütlichen Nachmittagskaffee bis zum lebhaften Literaturabend.

Kritische Reflexion

Bei aller Begeisterung für die Möglichkeiten der Innenarchitektur darf jedoch nicht vergessen werden, dass jede Umgestaltung auch Fragen aufwirft. Wie viel Veränderung verträgt ein historisches Gebäude? Wo liegt die Grenze zwischen zeitgemäßer Anpassung und Verlust von Identität?

Diese Fragen stellen sich besonders deutlich bei der Umnutzung von Industriedenkmälern. Hier gilt es, eine Balance zu finden zwischen der Bewahrung des industriellen Erbes und den Anforderungen moderner Nutzung. Die in der Ausstellung gezeigten Projekte demonstrieren eindrucksvoll, wie dieser Spagat gelingen kann.

Blick in die Zukunft

Die BDIA-Ausstellung „Räume im Wandel“ ist mehr als nur eine Leistungsschau der Innenarchitektur. Sie ist ein Ausblick in die Zukunft des Wohnens und Arbeitens. In einer Welt, in der Ressourcen knapp und Räume begrenzt sind, wird die kreative Umnutzung bestehender Strukturen immer wichtiger.

Innenarchitektinnen und Innenarchitekten kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Sie sind es, die aus dem Vorhandenen Neues schaffen, die Räume nicht nur gestalten, sondern neu denken. Ihre Arbeit ist eine stille Revolution – eine Revolution, die unsere Lebensräume Stück für Stück verändert und verbessert.

Die Ausstellung „Räume im Wandel“ ist noch bis zum 29. November 2024 im Bremer Zentrum für Baukultur zu sehen. Ein Besuch lohnt sich – nicht nur für Fachleute, sondern für alle, die einen Blick in die Zukunft unserer gebauten Umwelt werfen möchten.