
Der Immobilien-Phönix von Stuttgart
Wenn große Projekte ins Wanken geraten, bleiben oft nicht nur Schulden, sondern auch städtebauliche Lücken zurück. Das Signa-Projekt in der Stuttgarter Innenstadt drohte genau ein solcher Fall zu werden – prominent gelegen, genehmigt, begonnen und durch die Insolvenz von René Benkos Imperium jäh gestoppt. Doch nun bringt das Düsseldorfer Unternehmen Dibag neuen Schwung in die Baustelle – mit klarem architektonischem Fokus und neuer Identität.
Vom Stillstand zur Renaissance
Mit dem Jahreswechsel kam die Wende: Dibag, bekannt für Industriebauten, übernimmt die brachliegende Entwicklung und setzt auf Kontinuität mit Substanz. Der Entwurf des Münchner Büros Steidle Architektur bleibt bestehen – und das zu Recht. Der Baukörper mit rund 7000 Quadratmetern Mietfläche ist klar gegliedert, funktional geplant und architektonisch prägnant. 4800 Quadratmeter Büroflächen vom ersten bis zum fünften Obergeschoss ergänzen sich mit rund 2300 Quadratmetern für Einzelhandel – darunter 1500 Quadratmeter für Edeka, das bereits fest zugesagt hat.
Aus „Zwei Hoch Fünf“ wird „Patio“
Mit dem Wechsel des Investors kommt auch ein neuer Name: „Patio“. Was zunächst wie ein simpler Marketing-Schachzug klingt, hat architektonisch Substanz. Die namensgebenden Lichthöfe – kaskadenartig angelegt – durchfluten das Gebäude mit natürlichem Licht. Großzügige Glasfronten, kombiniert mit begrünten Dachterrassen, geben dem Baukörper Leichtigkeit. Statt eines hermetisch abgeschlossenen Blocks entsteht ein offenes, urbanes Ensemble – eine kleine, vertikale Stadtlandschaft inmitten der Innenstadt.
Die Stadt atmet auf
Oberbürgermeister Frank Nopper zeigte sich spürbar erleichtert über die Fortsetzung: „Man habe alles dafür getan, dass in dieser prominenten Lage nicht dauerhaft eine Baulücke bleibt.“ Was zwischen Schlossplatz und Hauptbahnhof klafft, ist eben nicht nur ein Loch im Stadtbild, sondern auch ein Imageschaden für kommunale Entwicklungspolitik. Dass hier nun mit Perspektive weitergebaut wird, ist auch ein Signal an andere Städte mit „geerbten“ Problemprojekten.
Architektur als Verantwortung
Dass Dibag an den bestehenden Plänen festhält, spricht für architektonische Qualität – und für Respekt gegenüber einem Projekt, das aus planerischer Sicht nie gescheitert ist. Die Entscheidung gegen einen kompletten Neustart spart nicht nur Ressourcen, sondern zeigt ein Verständnis für Nachhaltigkeit, das über die energetische Optimierung hinausgeht.
Die Integration großflächiger Begrünung und die Betonung von Tageslichtnutzung belegen den Anspruch, zukunftsorientierte Architektur zu realisieren – auch in ökonomisch schwierigen Zeiten. Es geht nicht nur darum, ein Gebäude fertigzustellen. Es geht darum, ein Versprechen einzulösen, das andere nicht halten konnten.
Ausblick
„Patio“ steht exemplarisch für die Möglichkeit, aus dem Schatten gescheiterter Großprojekte Neues entstehen zu lassen – ohne Zynismus, aber mit Weitblick. Der Übergang von Signa zu Dibag ist mehr als ein Eigentümerwechsel. Es ist ein Beweis dafür, dass Architekturentwicklung nicht am Insolvenzgericht endet. Und dass kluge Investoren nicht nur Bauten, sondern auch Vertrauen wiederaufbauen können.

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