
Kengo Kuma: Onomatopoeia Architecture in der Kunsthalle Bonn
Kengo Kuma, ein Name, der in der Welt der Architektur mit Innovation und Sensibilität verbunden ist, wird in der Kunsthalle Bonn mit seiner Ausstellung „Onomatopoeia Architecture“ geehrt. Die Ausstellung bietet einen tiefen Einblick in das Werk dieses renommierten japanischen Architekten und präsentiert rund zwei Dutzend Modelle seiner bedeutendsten Gebäude. Die Schau ist eine Übernahme aus dem Palazzo Cavalli-Franchetti, wo sie anlässlich der Architekturbiennale 2023 entwickelt wurde.

Foto: Simon Vogel, 2024 © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH
Dialog zwischen Mensch und Material
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der Dialog zwischen Mensch und Material, ein Konzept, das Kuma meisterhaft beherrscht. Sein einzigartiger Ansatz, bei dem er sich von der Onomatopoesie – der Lautmalerei – inspirieren lässt, hebt ihn von anderen Architektinnen und Architekten ab. Im Japanischen bestehen viele Worte aus doppelten Silben, die durch ihre Wiederholung eine klangliche Dimension erhalten. Diese klangliche Qualität überträgt Kuma auf seine Materialwahl und -struktur, wodurch seine Bauten nicht nur visuell, sondern auch sensorisch erfahrbar werden.
Nachhaltigkeit und Tradition
Kumas Architektur zeichnet sich durch die nachhaltige Verwendung von Materialien aus, die oft wiederverwendet und in neuen Kontexten interpretiert werden. Für seine Projekte greift er auf traditionelle japanische Materialien wie Holz, Papier und Metall zurück und integriert sie in seine moderne Architektur. Diese Materialien werden nicht nur zur ästhetischen Bereicherung verwendet, sondern schaffen auch eine physische Verbindung zwischen Mensch und Bauwerk.
Sensorische Architektur
In der Ausstellung wird Kumas sensorischer Ansatz besonders deutlich. Besucherinnen und Besucher können die Modelle seiner Gebäude nicht nur betrachten, sondern auch den Klang der verschiedenen Materialien entdecken. Ein temporärer, fünf Meter hoher Pavillon aus Aluminium und eine experimentelle Installation in Form einer filigranen Holzskulptur sind Beispiele für Kumas innovative Nutzung von Materialien. Diese Installationen veranschaulichen die Lautmalereien „tsun tsun“ und „zure zure“, die die Geräusche von Berührungen und Reibungen nachahmen.
Materialität und Leichtigkeit
Kumas Gebäude sind bekannt für ihre unerwartete Leichtigkeit und ihre harmonische Einbettung in die Umgebung. Er vermeidet weitgehend den Einsatz von Beton, was seinen Bauwerken eine schwebende Qualität verleiht. Diese Eigenschaft führt er auf sein musikalisches Konzept zurück, das Fluss und Rhythmus in die Architektur einbringt. Seine Bauten scheinen oft auf dem Boden zu ruhen, als wären sie leicht und beweglich, ein Effekt, der durch die sorgfältige Materialwahl und -verarbeitung erreicht wird.
Globale Präsenz
Kengo Kuma, 1954 in Yokohama geboren, hat weltweit bedeutende Gebäude geschaffen. Seine Werke finden sich in Japan, Europa, den Vereinigten Staaten, China und Australien. Die Ausstellung in der Kunsthalle Bonn bietet eine seltene Gelegenheit, die Bandbreite und Tiefe seines Schaffens zu erleben. Sie zeigt, wie Kuma traditionelle japanische Architekturprinzipien mit zeitgenössischen Designansätzen verbindet, um Gebäude zu schaffen, die sowohl funktional als auch ästhetisch ansprechend sind.
Fazit
Die Ausstellung „Onomatopoeia Architecture“ in der Kunsthalle Bonn ist ein Muss für alle, die sich für innovative und nachhaltige Architektur interessieren. Kengo Kuma zeigt, wie traditionelle Materialien und Techniken in modernen Kontexten neu interpretiert werden können, um Gebäude zu schaffen, die nicht nur visuell, sondern auch sensorisch beeindrucken. Seine Fähigkeit, Architektur als eine Kunstform zu behandeln, die alle Sinne anspricht, macht ihn zu einem einzigartigen und einflussreichen Architekten unserer Zeit.
Die Schau bietet nicht nur einen umfassenden Einblick in Kumas Werk, sondern regt auch zum Nachdenken über die Rolle von Material und Sensorik in der Architektur an. Besucherinnen und Besucher können die Klangwelt der Materialien entdecken und erleben, wie Architektur eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen kann. Kengo Kumas Arbeit ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Architektur durch die sensible Verwendung von Materialien und die Berücksichtigung aller Sinne zu einem ganzheitlichen Erlebnis werden kann.

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