
Der verborgene Schatz: Illegale Freizeitwohnsitze als potenzielle Wohnräume?
Österreichs Gemeinden greifen härter durch: Wer seine Immobilie illegal als Freizeitwohnsitz nutzt, riskiert mittlerweile Bußgelder bis zu 80.000 Euro . Die intensive Kontrolle soll nicht nur Gesetzestreue sicherstellen, sondern auch ein zentrales Ziel erreichen: den angespannten Wohnungsmarkt entlasten.
In Regionen wie Tirol, Salzburg und Vorarlberg, wo Ferienimmobilien lange Zeit als Statussymbole gehandelt wurden, entsteht durch diese Strategie neues Potenzial. Besonders Gemeinden, in denen bis zu 23 Prozent der Wohnungen als Freizeitwohnsitze registriert sind, setzen auf konsequente Rückführung illegaler Immobilien in den regulären Markt.
Wohnraum oder Luftschloss
Die Vorstellung, dass beschlagnahmte oder aufgegebene Freizeitwohnungen nahtlos Hauptwohnsitzsuchenden zur Verfügung stehen, ist allerdings trügerisch. Viele dieser Objekte befinden sich im Hochpreissegment und sind für junge Familien oder durchschnittlich verdienende Personen kaum leistbar. Ganze Straßenzüge leerstehender Chalets bleiben somit auch weiterhin außerhalb des finanziellen Zugriffs breiter Bevölkerungsschichten.
Analog dazu wäre es, als würde man ein luxuriöses Oldtimer-Museum öffnen, in der Hoffnung, damit den Pendlerverkehr zu entlasten: schön anzusehen, aber für den Alltag kaum brauchbar.
Kontrolle, Sanktion und ein Funke Hoffnung
Das verschärfte Raumordnungsgesetz wirkt dennoch. Immer häufiger enden Verfahren mit Nutzungsverboten oder sogar Zwangsversteigerungen . Erste Gemeinden verzeichnen Erfolge: einige Wohnungen, einst reine “kalte Betten”, wurden wieder dauerhaft belebt . Wichtig ist: Die Zahlung einer Freizeitwohnsitzabgabe allein legalisiert einen Schwarzbau nicht. Nur wer sich den Hauptwohnsitz verbindlich anmeldet und tatsächlich im Ort lebt, kann langfristig eine Legalisierung erreichen.
Zwischen Forderung und Widerstand
Widerstand formiert sich jedoch. Eigentümerinnen und Eigentümer, oft finanziell gut situiert, fühlen sich drangsaliert. Kommunalpolitiker wie Klaus Winkler fordern eine „dringende Gesetzesreform“, die flexible Lebensmodelle berücksichtigt. Sein Credo: „Wer mobil lebt, darf nicht kriminalisiert werden.“ Dem gegenüber stehen Befürworterinnen und Befürworter einer strengen Linie wie Markus Sint von der Liste Fritz. Sie argumentieren, dass Rechtssicherheit nicht zur Disposition stehen dürfe und konsequente Anwendung den Wohnungsmarkt langfristig stabilisiere.
Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung
Die Diskussion über Schwarzbauten und illegale Freizeitnutzung ist nicht nur eine rechtliche oder wirtschaftliche Frage. Sie berührt auch zentrale Aspekte nachhaltiger Raumordnung: Landnutzung, Ressourcenschonung und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Eine großzügige Umwidmung von Schwarzbauten, wie sie in Oberösterreich geplant wird, mag kurzfristig praktikabel erscheinen. Doch langfristig droht sie, Vertrauen in gesetzliche Rahmenbedingungen zu untergraben.
Fazit: Kleine Schritte, große Erwartungen
Die Bekämpfung illegaler Freizeitwohnsitze bringt punktuelle Entspannung für den Wohnungsmarkt. Dennoch bleibt die Wohnraumbeschaffung für breite Bevölkerungsschichten ein komplexes Puzzle, das mit einzelnen Maßnahmen allein nicht lösbar ist. Neue Hauptwohnsitze aus ehemaligen Freizeitimmobilien sind ein Baustein – aber keine Wunderwaffe.

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