Baukunst - Recycling oder Stillstand? Die Entsorgungskrise im Bausektor
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Recycling oder Stillstand? Die Entsorgungskrise im Bausektor

20.02.2025
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Ignatz Wrobel

Ein strukturelles Problem mit tiefgreifenden Folgen

Die Bauwirtschaft steht vor einer wachsenden Herausforderung: Die Zahl der Bauschuttdeponien hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert, während das Abfallaufkommen konstant bleibt. Deutschland verliert jährlich wertvolle Deponieressourcen, was die Entsorgungskosten massiv erhöht und den Druck auf die Branche verstärkt.

Deponiekapazitäten am Limit – steigende Entsorgungskosten

Während 2002 noch über 2.000 Deponien existierten, sind es heute nur noch knapp 1.000. Prognosen gehen davon aus, dass bis 2032 über die Hälfte dieser Deponien stillgelegt wird. Besonders betroffen sind Regionen mit hoher Bautätigkeit wie Bayern, wo Transportwege von über 200 Kilometern nötig werden. Dies treibt die Kosten für die Entsorgung in die Höhe: Ein Kubikmeter mineralischer Bauschutt kostet inzwischen 30 bis 90 Euro, mit steigender Tendenz. Hinzu kommen teure Logistikprozesse und steigende regulatorische Anforderungen.

Regulatorische Hürden erschweren Recycling

Die Einführung der Ersatzbaustoffverordnung (EBV) sollte eigentlich die Recyclingquote erhöhen, hat jedoch paradoxerweise zu mehr deponierungspflichtigem Material geführt. Viele Bauabfälle werden aufgrund strenger Analysevorgaben als nicht verwertbar eingestuft, wodurch die Wiederverwertungsquote erstmals seit Jahren unter 80 % gesunken ist.

Wiederverwendung als nachhaltige Lösung

Um den steigenden Kosten zu begegnen, setzen viele Unternehmen auf „Urban Mining“. Durch den gezielten Rückbau von Gebäuden und die Wiederverwertung von Baumaterialien können nicht nur Kosten gesenkt, sondern auch Ressourcen geschont werden. Technologische Fortschritte ermöglichen es inzwischen, Betonbruch mit bis zu 95 % Reinheitsgrad direkt auf Baustellen aufzubereiten, wodurch Transportkosten um bis zu 80 % reduziert werden.

Politische Maßnahmen und Zukunftsaussichten

Experten fordern eine Anpassung der Regulierung, um Recycling zu erleichtern und Wiederverwendung wirtschaftlich attraktiver zu machen. Steuerliche Anreize für recycelte Baustoffe und schnellere Genehmigungsverfahren für Deponieerweiterungen könnten langfristig Abhilfe schaffen.

Fazit

Die Deponiekrise ist nicht nur eine Frage der Entsorgung, sondern auch ein erheblicher wirtschaftlicher Faktor im Bausektor. Ohne entschlossene Maßnahmen drohen weiter steigende Baukosten und ökologische Probleme. Reuse bietet einen vielversprechenden Weg, um sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Herausforderungen zu bewältigen.