Architekturpreis 2024 in Bayern verliehen: Das Diözesanmuseum Freising als strahlender Gewinner
Architektur als Gastgeberin
Der Bayerische Tourismus Architekturpreis „artouro“ wurde 2024 bereits zum fünften Mal verliehen, und Bayern zeigt erneut, wie gut Architektur und Tourismus harmonieren können. Dieser Preis, vergeben von der Bayerischen Architektenkammer und dem Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus, würdigt Projekte, die sich durch innovatives Design und eine Balance zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten auszeichnen. In diesem Jahr durfte sich das Diözesanmuseum Freising über die begehrte Auszeichnung freuen. Ein Erfolg, der die Baukunst mit Nachhaltigkeit und Zugänglichkeit in den Mittelpunkt stellt.
Diözesanmuseum Freising: Ein historisches Juwel neu interpretiert
Das Siegerprojekt, das von den Brückner & Brückner Architekten in Zusammenarbeit mit realgrün Landschaftsarchitektur und iam – interior.architects.munich gestaltet wurde, hebt sich nicht nur durch seine ästhetische Qualität hervor, sondern auch durch seine barrierefreie Zugänglichkeit. Der spätklassizistische Bau aus dem Jahr 1870 wurde in einer umfangreichen Generalsanierung zu neuem Leben erweckt. Im Mittelpunkt der Neugestaltung steht die Öffnung des Gebäudes: bodentiefe Fenster, lichte Arkaden und ein zentraler Lichthof, der den Himmel einlädt, machen das Museum selbst zu einem Kunstwerk.
Der Umbau, der 2022 abgeschlossen wurde, verfolgt das Ziel, die Balance zwischen historischem Erbe und zeitgemäßer Architektur zu wahren. Dabei wird die Architektur nicht nur als Hülle für die Ausstellung genutzt, sondern als aktiver Teil des Besuchserlebnisses verstanden. In den über 3.800 Quadratmetern Museumsfläche finden sich zeitgenössische Werke ebenso wie historische Schätze, was das Diözesanmuseum zu einem vielseitigen Anlaufpunkt für Touristen und Einheimische macht.
Barrierefreiheit als Vorbild
Ein besonderes Highlight des Projekts ist die Barrierefreiheit, die durch einen neuen Schrägaufzug realisiert wurde und das Museum für alle Besucherinnen und Besucher zugänglich macht. Für diesen Aspekt erhielt das Museum den erstmals verliehenen „Sonderpreis artouro Barrierefreiheit“. Diese Auszeichnung zeigt, dass zukunftsorientierte Architektur nicht nur durch ästhetische Finesse, sondern auch durch soziale Inklusion überzeugen kann.
Anerkennungen für herausragende Projekte
Neben dem Hauptpreis für das Diözesanmuseum wurden fünf gleichwertige Anerkennungen vergeben, die ebenfalls durch innovative architektonische Konzepte und nachhaltige Lösungen überzeugen. Dazu zählen:
- Der Kulturhof Stanggass in Bischofswiesen, ein gelungenes Zusammenspiel von Tradition und Moderne.
- Die Tourist-Information und das Museum in Karlstadt, das mit seiner funktionalen und dennoch einladenden Gestaltung punktet.
- Der Ziegelturm in Berching, der als architektonisches Wahrzeichen in der Region gilt.
- Die Ferienunterkunft Diringlo in Ohlstadt, die als Rückzugsort im Einklang mit der Natur konzipiert wurde.
- Die Restrukturierung des Markts am Elisabethplatz in München, die eine neue urbane Dynamik schafft.
Diese Anerkennungen verdeutlichen, wie facettenreich die bayerische Architekturlandschaft ist und welchen Stellenwert der nachhaltige und innovative Umgang mit touristischen Räumen einnimmt.
Architektur im Kontext von Nachhaltigkeit und Trends
Der Bayerische Tourismus Architekturpreis betont die wachsende Bedeutung nachhaltiger Architektur, die sowohl ökologische als auch soziale Aspekte berücksichtigt. Im aktuellen architektonischen Diskurs geht es zunehmend darum, wie Bauten zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen können, ohne dabei an Funktionalität oder ästhetischem Anspruch einzubüßen. Das Diözesanmuseum Freising zeigt exemplarisch, dass Barrierefreiheit und architektonische Qualität Hand in Hand gehen können.
Darüber hinaus spiegelt sich im Preisträger und den weiteren Auszeichnungen ein Trend wider, der eine zunehmende Rückbesinnung auf lokale Identitäten mit innovativer Gestaltung verbindet. Regionale Besonderheiten, wie sie etwa beim Kulturhof Stanggass oder beim Ziegelturm zum Ausdruck kommen, schaffen nicht nur touristische Anziehungspunkte, sondern tragen auch zur kulturellen Identitätsbildung bei.
Kritik und Perspektiven
Obwohl die Jury die diesjährigen Projekte lobte, bleibt die Frage offen, wie solche Ansätze in einer breiteren Masse umgesetzt werden können. Architekturpreise wie der artouro zeichnen oft Leuchtturmprojekte aus, die in ihrem Budget und ihrer Tragweite einzigartig sind. Doch wie lassen sich diese Prinzipien auf kleinere, weniger prestigeträchtige Projekte übertragen? Auch der Aspekt der Nachhaltigkeit sollte kritisch hinterfragt werden: Sind die hier prämierten Gebäude tatsächlich langfristig umweltfreundlich, oder wird Nachhaltigkeit in erster Linie durch die Verwendung des Begriffs vermarktet?
Fazit: Eine Zukunft für alle
Der Bayerische Tourismus Architekturpreis 2024 zeigt eindrucksvoll, dass Architektur mehr sein kann als nur das Schaffen von Raum. Sie kann auch ein Vehikel für gesellschaftliche Inklusion, regionale Identität und Nachhaltigkeit sein. Das Diözesanmuseum Freising ist ein strahlendes Beispiel für diese neue Form der Baukunst, die nicht nur ästhetisch beeindruckt, sondern auch ethischen Ansprüchen gerecht wird. Es bleibt zu hoffen, dass die hier ausgezeichneten Projekte als Vorbilder für zukünftige Bauvorhaben dienen und die Verbindung von Architektur und Tourismus weiter stärken.