
Zwischen Gründergeist und Genossenschaftsgeist: Verena Hubertz und der Neubeginn im Bauministerium
Wenn Politikerinnen und Politiker mit unternehmerischem Hintergrund ein Ministeramt übernehmen, erzeugt das oft Neugier – und mitunter Skepsis. Im Fall von Verena Hubertz, der neuen Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, liegen die Maßstäbe hoch: 400.000 neue Wohnungen jährlich, Mieterschutz, Wohnungsbauturbo und klimaneutrale Architektur. Gleichzeitig ist Hubertz ein politisches Talent mit pragmatischem Habitus und unternehmerischer Erfahrung – eine Mischung, die im Bauministerium dringend gebraucht wird.
Sozialdemokratin mit Fast-Food-Erfahrung
Die aus Trier stammende Betriebswirtin prägte ein Nebenjob bei Burger King: niedrige Löhne, ungerechte Arbeitsverhältnisse – diese frühen Eindrücke führten sie zur SPD und letztlich in die Politik. Es ist kein PR-Gag, sondern eine authentische Geschichte sozialen Aufstiegs, die zeigt, wie tief ihr Engagement für gerechtere Wohn- und Lebensverhältnisse verwurzelt ist.
Von der App zur Ampel
2013 gründete Hubertz das erfolgreiche Start-up “Kitchen Stories”, dessen Rezepte selbst Apple-Chef Tim Cook überzeugten. Nach dem Verkauf an eine Bosch-Tochter wechselte sie 2021 in den Bundestag. Dort machte sie sich rasch einen Namen: als stellvertretende Fraktionsvorsitzende mit Zuständigkeit für Wirtschaft, Energie und – Bauen. Ihr Verhandlungsgeschick in den Ampel-Jahren, ihre Nähe zu SPD-Chef Lars Klingbeil und ihr Auftreten – sachlich, leise, aber durchsetzungsfähig – machten sie zur idealen Kandidatin für das krisengeschüttelte Bauministerium.
Programmatisch klar: Hubertz’ wohnungspolitische Agenda
Die Herausforderungen sind immens: Mietpreisbremse, Wohnungslosigkeit, Bürokratieabbau. Hubertz’ Positionen sind deutlich: Ein Mietenstopp für drei Jahre soll die soziale Schieflage auf dem Wohnungsmarkt mildern. Für Wohnungslose fordert sie mehr Sozialarbeit und bessere Gesundheitsversorgung. Gleichzeitig braucht es Tempo beim Wohnungsbau: Ein neuer § 246e im Baugesetzbuch soll Genehmigungen beschleunigen. Förderprogramme sollen strategischer gesteuert, das Ministerium gestärkt werden.
Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgabe
Klimaneutral bauen bis 2045 – dieses Ziel bleibt. Hubertz will ökologische Baustandards voranbringen und den Dialog mit der Bauwirtschaft intensivieren. Sie gilt als offen für neue Technologien, sieht aber auch soziale Fragen als integralen Bestandteil jeder Nachhaltigkeitsstrategie.
Erwartung und Realität
Verbände wie der GdW und der Zentralverband Deutsches Baugewerbe begrüßen ihre Ernennung, sehen aber auch Reformdruck. Die Erwartungen sind hoch, die Zeit knapp – und nach dem blassen Auftritt ihrer Vorgängerin Klara Geywitz muss Hubertz nicht nur liefern, sondern auch Vertrauen zurückgewinnen.

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