Der Wasserturm auf dem Bremer Stadtwerder, bekannt als die „Umgedrehte Kommode“, steht vor einer umfassenden Umgestaltung. Der markante Bau, der zwischen 1871 und 1873 als Teil der Bremer Wasserkunst errichtet wurde, soll zukünftig als Wohn- und Kulturzentrum genutzt werden. Der Spitzname „Umgedrehte Kommode“ rührt von den vier Ecktürmchen her, die wie die Beine eines auf dem Kopf stehenden Möbelstücks in den Himmel ragen. Dieser Ausdruck des Industriedenkmals soll auch in der neuen Nutzung erhalten bleiben.
Der Wasserturm diente bis 1983 als Wasserwerk und wurde danach als Wasserspeicher für die Brauerei Beck & Co.verwendet. Mit seinem stattlichen Erscheinungsbild, das an die Malakow-Türme im Ruhrgebiet erinnert, war der Turm schon immer ein markantes Wahrzeichen der Stadt Bremen. Doch nun wird das Gebäude einer neuen Bestimmung zugeführt.
Im Rahmen eines Architekturwettbewerbs setzte sich das Bremer Architekturbüro Westphal mit seinem Entwurf durch. Dieser sieht eine denkmalgerechte Sanierung des Turms vor, bei der sowohl historische als auch moderne Elemente integriert werden. Besonders auffällig wird die geplante Erhöhung der Ecktürme sein, die in einer modernen Interpretation des historischen Vorbilds umgesetzt wird. Die Entscheidung der Jury, bestehend aus dem Eigentümer des Gebäudes, der Senatsbaudirektorin, dem Leiter des Landesamts für Denkmalpflege und weiteren Fachleuten, fiel einstimmig zugunsten des Büros Westphal aus.
Im Erdgeschoss des Turms sind Flächen für Gastronomie und Ausstellungen vorgesehen, während in den oberen Geschossen rund 30 Wohnungen entstehen sollen. Das angrenzende Kesselhaus, welches ebenfalls in das Gesamtkonzept einbezogen wird, bietet Platz für Büros und ergänzt somit das vielfältige Nutzungskonzept. Das historische Bild des Turms soll mit einem denkmalgerecht gestalteten Dachabschluss bewahrt werden, was die Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft unterstreicht.
Der Start der Bauarbeiten ist für Ende 2025 geplant, wobei die Bauzeit auf zwei bis vier Jahre geschätzt wird. Mit einem Investitionsvolumen von über 15 Millionen Euro handelt es sich um ein ambitioniertes Projekt, das nicht nur den Turm selbst, sondern das gesamte umliegende Gebiet nachhaltig verändern wird. Die „Umgedrehte Kommode“ wird zum Zentrum eines neuen Stadtviertels, das Wohnen, Kultur und Arbeiten auf eine neue Weise miteinander verbindet.
Die Sanierung und Umgestaltung des Wasserturms ist nicht nur ein Gewinn für die Bewohnerinnen und Bewohner der zukünftigen Wohnungen, sondern auch ein bedeutendes Beispiel für den behutsamen Umgang mit historischen Bauwerken. Es zeigt, wie ein Bauwerk, das über 150 Jahre alt ist, durch kluge architektonische Eingriffe eine neue Funktion erhalten und gleichzeitig seine geschichtliche Bedeutung bewahren kann.
Durch die sorgfältige Planung und Umsetzung wird die „Umgedrehte Kommode“ zu einem Symbol für die harmonische Verbindung von Alt und Neu. Das Projekt unterstreicht, wie wichtig es ist, historische Gebäude nicht einfach nur zu erhalten, sondern sie durch eine sinnvolle Nachnutzung in das städtische Leben zu integrieren. Dabei wird deutlich, dass moderne Architektur nicht im Widerspruch zu historischer Bausubstanz stehen muss, sondern diese vielmehr bereichern kann.
Das Bremer Beispiel könnte Vorbildcharakter für ähnliche Projekte in anderen Städten haben. Es zeigt, dass durch eine geschickte Kombination von Wohnen, Arbeiten und Kultur eine neue Art von Lebensqualität entstehen kann, die sowohl die Bedürfnisse der Menschen als auch die Erhaltung des kulturellen Erbes berücksichtigt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Umgestaltung der „Umgedrehten Kommode“ ein gelungenes Beispiel für den erfolgreichen Umgang mit historischen Bauwerken darstellt. Durch die Integration moderner Elemente und die Schaffung neuer Nutzungsmöglichkeiten wird der Wasserturm zu einem lebendigen Teil des Bremer Stadtbildes und zu einem Ort, an dem Geschichte und Gegenwart auf eindrucksvolle Weise zusammenfinden. Die Zukunft dieses Denkmals ist somit gesichert – und sie sieht rosig aus.