Baukunst-Zweites Leben für Betonriesen - Die stille Revolution am Bau
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Zweites Leben für Betonriesen – Die stille Revolution am Bau

15.11.2024
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stu.ART

Metamorphose statt Abriss – Die neue Kunst der Transformation

Die Baubranche steht vor einem Wendepunkt. Während jahrzehntelang der Abriss als vermeintlich einfachste Lösung galt, zeichnet sich nun ein fundamentales Umdenken ab. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Allein in Deutschlands sieben größten Städten stehen acht Millionen Quadratmeter Bürofläche leer – ein gewaltiges Potenzial für Transformation statt Destruction.

Die verborgenen Kosten des Abrisses

Die Klimabilanz entlarvt die gängige Abriss-Praxis als fatalen Irrweg. „Ein Abriss mit Neubau verursacht durchschnittlich 24.000 Tonnen CO₂, während eine Sanierung mit nur 5.500 Tonnen zu Buche schlägt“, erklärt die Initiative „Abbrechen abbrechen“. Diese Erkenntnis gewinnt angesichts der Klimaziele dramatisch an Bedeutung.

Kreative Lösungen statt Tabula Rasa

Der Frankfurter Architekt Stefan Forster bringt es auf den Punkt: „Generell können wir aus jedem Bürohaus aus Beton ein vernünftiges Wohnhaus machen.“ Diese Aussage untermauert er mit 20 Jahren Erfahrung in der Substanzrettung. Die einfache Stahlskelettbauweise der Nachkriegszeit erweist sich dabei als erstaunlich flexibel für neue Nutzungskonzepte.

Von der Vision zur Realität

Beispiele wie das „Stadtregal“ in Ulm demonstrieren eindrucksvoll die Möglichkeiten der Umnutzung. Ein 250 Meter langes ehemaliges Lkw-Werk verwandelte sich in einen lebendigen Mix aus Wohnungen, Büros und Werkstätten. Auch das Basler Lysbüchelparkhaus zeigt, wie sich vermeintlich sperrige Bestandsbauten neu interpretieren lassen.

Die wirtschaftliche Dimension

Entgegen gängiger Vorurteile sprechen auch die Zahlen für den Erhalt: Eine Sanierung kostet durchschnittlich nur ein Drittel dessen, was Abriss und Neubau verschlingen. Dennoch dominieren oft kurzfristige Renditeerwartungen die Entscheidungsprozesse.

Rechtliche Hürden und politische Weichenstellung

Die Transformation scheitert häufig an baurechtlichen Maximalforderungen und langwierigen Genehmigungsverfahren. Hier bedarf es mutiger politischer Entscheidungen, wie sie etwa New Yorks Bürgermeister Eric Adams mit seiner klaren Ansage zur Umwandlung leerstehender Büros in Wohnraum demonstriert.

Fazit: Die Zukunft liegt im Bestand

Die Bauwende erfordert ein radikales Umdenken: Weg von der Abrissmentalität, hin zu einer Kultur der Transformation. Dies verlangt nicht nur technisches Know-how, sondern vor allem den Mut, gewohnte Pfade zu verlassen. Die erfolgreichen Beispiele zeigen: Es ist möglich, wenn der Wille da ist.