Baukunst-Bayerischer Architekturpreis 2024: Wenn Räume erzählen, was Worte nicht können
Christoph Keil/Unsplash

Bayerischer Staatspreis 2024: Die stille Macht der Architektur in Bayern

22.10.2024
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Ignatz Wrobel

Die Verleihung des Bayerischen Architekturpreises und Staatspreises für Architektur 2024

Am 17. Oktober 2024 wurde im Haus der Architektur in München der Bayerische Architekturpreis und der Staatspreis für Architektur verliehen. Diese Auszeichnung hebt architektonische Leistungen hervor, die die Gesellschaft und die Baukultur in Bayern nachhaltig prägen. Mit drei Hauptpreisen und zwei Anerkennungen würdigt das Kuratorium unter der Leitung von Prof. Lydia Haack, Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer, Projekte, die durch Innovation, Nachhaltigkeit und hohe gestalterische Qualität überzeugen.

 

Die Preisträger 2024: Innovation und Tradition im Einklang

Der Bayerische Architekturpreis 2024 ging an die Kooperative Grossstadt, den Architekten Prof. Florian Nagler und das Projekt Geöffnete Wände – Diözesanmuseum Freising, realisiert von Brückner & Brückner Architekten. Florian Nagler erhielt zudem den Staatspreis für Architektur für seine wegweisenden Ansätze im Bereich des „einfachen Bauens“.

 

Kooperative Grossstadt: Visionäre Wohnkonzepte

Die Kooperative Grossstadt eG ist eine Genossenschaft, die sich auf die Suche nach neuen Potenzialen in urbanen Räumen spezialisiert hat. Sie wurde für ihre innovativen Wohnprojekte ausgezeichnet, die architektonisch anspruchsvoll sind und gleichzeitig den sozialen Zusammenhalt stärken. Besonders hervorzuheben ist ihr Engagement für partizipative Planungsverfahren, bei denen zukünftige Bewohnerinnen und Bewohner von Anfang an in die Projektentwicklung einbezogen werden. Projekte wie San Riemo oder Freihampton zeigen, wie sich soziale Verantwortung und architektonische Exzellenz erfolgreich vereinen lassen .

 

Florian Nagler: Einfachheit als höchste Form der Raffinesse

Prof. Florian Nagler ist ein Pionier auf dem Gebiet des einfachen Bauens. Sein Ansatz „Innovation durch Reduktion“ zeigt, wie durch das Weglassen unnötiger Technik und überflüssiger Baustoffe ressourcenschonende, wirtschaftliche und zugleich ästhetisch hochwertige Gebäude entstehen können. Das Projekt Einfach Bauen in Bad Aibling, das Nagler als Forschungsprojekt realisierte, ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür. Hier wurden drei Häuser gebaut, die ausschließlich auf Holz, Ziegel oder Beton setzten und dabei dennoch energieeffizient und langlebig sind  .

Diese Philosophie ist zukunftsweisend in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit im Bauwesen von entscheidender Bedeutung ist. Naglers Projekte stehen im Einklang mit den regionalen Bautraditionen, während sie gleichzeitig neue Wege für eine ökologisch verantwortliche Architektur aufzeigen. Sein Werk beweist, dass nachhaltiges Bauen nicht nur möglich, sondern auch notwendig ist .

 

Geöffnete Wände: Das Diözesanmuseum Freising

Das Diözesanmuseum Freising, realisiert von Brückner & Brückner Architekten, steht exemplarisch für die Symbiose von Alt und Neu. Die behutsame Sanierung des historischen Gebäudes macht es für die Öffentlichkeit zugänglich und verbindet dabei den Denkmalschutz mit den Anforderungen an zeitgenössische Architektur. Das Museum wurde unter dem Titel „Geöffnete Wände“ neugestaltet und dient heute als Ort der Begegnung und des Austauschs .

Die innovative Gestaltung des Museums integriert nahtlos verschiedene Disziplinen – von der Architektur über die Innenarchitektur bis hin zur Landschaftsarchitektur. Dies zeigt, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Architektur zu beeindruckenden Ergebnissen führen kann .

 

Anerkennungen 2024: Hervorragende Leistungen im Detail

Zusätzlich zu den Hauptpreisen wurden zwei Anerkennungen verliehen. Diese gingen an die Landschaftsarchitektin Irene Burkhardt und den Architekten und Stadtplaner Bernhard Landbrecht.

Irene Burkhardt: Ökologische Stadt- und Freiraumplanung

Irene Burkhardt wurde für ihr Engagement in der ökologischen Stadt- und Freiraumplanung ausgezeichnet. Sie setzte sich maßgeblich für die Renaturierung der Isar in München ein, ein Projekt, das sowohl den Hochwasserschutz als auch die Schaffung von Erholungsräumen für die Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt stellte . Burkhardts Arbeit prägt die Landschaftsarchitektur Bayerns durch innovative Ansätze, die die Verbindung von Mensch und Natur in städtischen Kontexten stärken .

Bernhard Landbrecht: Der Architekt als Heimatpfleger

Bernhard Landbrecht, der seit 2017 als Heimatpfleger der Stadt München tätig ist, wurde für seinen besonderen Einsatz im Bereich des kontextuellen Bauens und der Wahrung des städtischen Erbes geehrt. Sein Wirken zielt darauf ab, Tradition und Fortschritt im Bauwesen miteinander zu vereinen und dabei stets den respektvollen Umgang mit dem Bestand zu wahren. Seine Arbeit als Heimatpfleger ist ein wesentlicher Beitrag zur Weiterentwicklung des Münchner Stadtbildes .

Architektur als Spiegel der Gesellschaft

Die diesjährige Preisverleihung des Bayerischen Architekturpreises und des Staatspreises für Architektur verdeutlicht einmal mehr, dass Architektur nicht nur eine ästhetische Disziplin ist, sondern tief in das gesellschaftliche Leben eingreift. Bayerns Bauminister Christian Bernreiter betonte bei der Verleihung, wie wichtig die architektonische Gestaltung unserer Umwelt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die kulturelle Identität ist .

Die Preisträger 2024 haben eindrucksvoll gezeigt, dass Architektur ein Mittel sein kann, um auf die Herausforderungen unserer Zeit zu antworten – sei es durch nachhaltige Bauweisen, innovative Wohnkonzepte oder die behutsame Sanierung historischer Bauten. Sie alle tragen dazu bei, dass Bayern auch in Zukunft als Vorreiter in der Baukultur wahrgenommen wird.

Fazit: Wegweisende Architektur für Bayern und darüber hinaus

Die Preisträger des Bayerischen Architekturpreises und des Staatspreises für Architektur 2024 stehen für wegweisende Lösungen im Bauwesen, die nicht nur durch ihre Ästhetik, sondern auch durch ihren gesellschaftlichen Beitrag überzeugen. Ob durch innovative Wohnlösungen wie bei der Kooperativen Grossstadt, durch die Rückbesinnung auf einfache Bauweisen wie bei Florian Nagler oder durch die gelungene Symbiose von Alt und Neu im Diözesanmuseum Freising – sie alle setzen Maßstäbe für die Architektur von morgen.