Von Beton zu Blüten: Eine architektonische Metamorphose
In der idyllischen Landschaft des österreichischen Ardning entfaltet sich eine bemerkenswerte Geschichte der Transformation. Eine Architektin hat ihre Karriere in der Baubranche gegen eine Laufbahn als Blumenzüchterineingetauscht. Dieser ungewöhnliche Schritt offenbart nicht nur eine persönliche Neuorientierung, sondern auch einen tiefgreifenden Wandel in der Beziehung zwischen Architektur und Natur.
Fößleitner, aufgewachsen auf einem Bauernhof in St. Gallen im Gesäuse, kehrte 2018 mit ihrem Lebensgefährten in ihre Heimat zurück. Das Paar erwarb das Anwesen „Himmelbauer„, das Fößleitner liebevoll als „Mikro-Bauernhof“ bezeichnet. Hier entdeckte die Architektin ihre Leidenschaft für die Blumenzucht und gründete 2020 die „Blühmelei„.
Die Geburt ihres ersten Sohnes war für Fößleitner der Auslöser, sich intensiver mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. „Als unser erster Sohn auf die Welt kam, war mir klar, dass ich etwas zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen muss“, erklärt die zweifache Mutter. Diese Erkenntnis führte sie zur Slowflower-Bewegung, einer Initiative, die sich für den nachhaltigen Anbau von Schnittblumen einsetzt.
Die Prinzipien der Slowflower-Bewegung stehen im starken Kontrast zur konventionellen Blumenproduktion, die oft mit langen Transportwegen, schlechten Arbeitsbedingungen und dem Einsatz von Pflanzengiften verbunden ist. Stattdessen setzt die Bewegung auf umweltschonende Anbaumethoden und fördert den Anbau von Blumen nur dann, wenn sie im Freien gedeihen können.
Fößleitners Ansatz zur Blumenzucht spiegelt ihre architektonische Ausbildung wider. „Es ist eigentlich einfach – die Natur gibt den Rahmen vor: Jahreszeiten und Wetter bestimmen, was wächst“, fasst sie zusammen. Diese Herangehensweise erinnert an die Grundprinzipien der organischen Architektur, bei der Gebäude in Harmonie mit ihrer Umgebung entworfen werden.
Die Architektin betrachtet den Boden als wichtigste Basis und bestes Pflanzenschutzmittel. Sie verzichtet auf künstliche Zusätze und Gifte und bearbeitet den Boden weitgehend ohne Maschinen. Ihr Ziel ist ein natürliches Ökosystem, in dem Blumen, Insekten und Bodenlebewesen harmonisch zusammenleben. Diese ganzheitliche Sichtweise lässt sich direkt auf nachhaltige Architekturkonzepte übertragen, bei denen Gebäude als Teil eines größeren Ökosystems betrachtet werden.
Fößleitners Arbeit beschränkt sich nicht nur auf den Anbau von Blumen. Sie vermittelt ihr Wissen in Workshops, insbesondere zum Binden von Blumensträußen. „Wissensvermittlung ist ein wesentliches Ziel der Slowflower-Bewegung“, erklärt sie. Diese edukativen Bemühungen erinnern an die Rolle von Architektinnen und Architekten als Vermittler zwischen gebauter Umwelt und Gesellschaft.
Die Transformation von Fößleitner von der Architektin zur Blumenzüchterin wirft interessante Fragen zur Zukunft der Architektur auf. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein immer wichtiger werden, könnte ihr Ansatz als Vorbild für eine neue Generation von Architektinnen und Architekten dienen, die die Grenzen zwischen gebauter Umwelt und Natur neu definieren.
Die Slowflower-Bewegung, der sich Fößleitner angeschlossen hat, zählt in Deutschland bereits etwa 200 kleine Betriebe. Diese Entwicklung zeigt, dass ein Umdenken in Bezug auf unsere Beziehung zur Natur nicht nur in der Architektur, sondern auch in verwandten Bereichen stattfindet.
Fößleitners Philosophie des langsamen Wachsens – „Wir wachsen gemeinsam langsam – meine Blumen und ich“ – steht im Einklang mit aktuellen Trends in der nachhaltigen Architektur. Konzepte wie Cradle-to-Cradle oder regeneratives Design betonen ebenfalls die Bedeutung von natürlichen Kreisläufen und langfristigem Denken im Bauwesen.
Die Geschichte von Daniela Fößleitner ist mehr als nur eine persönliche Karrierewendung. Sie symbolisiert einen größeren Wandel in unserer Gesellschaft hin zu einem bewussteren und nachhaltigeren Umgang mit unserer Umwelt. Für Architektinnen und Architekten bietet ihr Beispiel Inspiration, wie man die Prinzipien der Natur in die Gestaltung von Räumen und Gebäuden integrieren kann.
In einer Welt, die zunehmend von Urbanisierung und technologischem Fortschritt geprägt ist, erinnert uns Fößleitners Weg daran, dass die Verbindung zur Natur nicht verloren gehen darf. Ihre Arbeit zeigt, dass Architektur und Natur keine Gegensätze sein müssen, sondern in einer symbiotischen Beziehung zueinander stehen können.
Abschließend lässt sich sagen, dass Daniela Fößleitners Wandel von der Architektin zur Blumenzüchterin ein inspirierendes Beispiel dafür ist, wie die Prinzipien der Architektur auf andere Bereiche des Lebens angewandt werden können. Ihr Ansatz zur Gestaltung von Räumen – sei es mit Blumen oder Gebäuden – betont die Bedeutung von Nachhaltigkeit, Respekt vor der Natur und ganzheitlichem Denken. In einer Zeit, in der diese Werte immer wichtiger werden, könnte Fößleitners Geschichte den Weg für eine neue Generation von Architektinnen und Architekten ebnen, die die Grenzen ihrer Disziplin neu definieren und die Verbindung zwischen gebauter Umwelt und Natur stärken. Lesen sie den vollständigen Artikel im Kleine Zeitung