Baukunst-Das Pantheon: Die Kunst von Licht und Schatten
Das Pantheon - ein Stich von Giovanni Battista Piranesi (1720–1778)?

Das Pantheon: Die Kunst von Licht und Schatten

27.03.2025
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Berthold Bürger

Der Innenraum des Pantheons in Rom: Analyse eines historischen Stichs

Der beigefügte historische Stich zeigt den beeindruckenden Innenraum des Pantheons in Rom, eines der am besten erhaltenen antiken Bauwerke der Welt. Das Bild präsentiert eine detaillierte Schwarzweiß-Darstellung des majestätischen Kuppelbaus mit seiner charakteristischen Architektur und bemerkenswerten Proportionen.

Herkunft und künstlerische Einordnung des Stichs

Bei dem vorliegenden Bild handelt es sich vermutlich um einen Kupferstich aus dem 18. Jahrhundert. Die Darstellung könnte auf einem Design von Giovanni Battista Piranesi (1720–1778) basieren, der für seine Vedute di Roma (Ansichten von Rom) bekannt war. Alternativ könnte es sich auch um einen Stich nach Antoine Desgodetz handeln, dessen Werk Les edifices antiques de Rome (1682) detaillierte architektonische Darstellungen römischer Bauwerke enthielt.

Die handschriftliche Notiz am rechten Bildrand deutet darauf hin, dass es sich um ein Sammlerstück handelt – möglicherweise aus einer Sammlung architektonischer Drucke, die als Studienmaterial oder Souvenir diente.

Architektonische Merkmale des dargestellten Innenraums

Der Stich zeigt den Blick vom Haupteingang in das Innere des Pantheons mit den folgenden bemerkenswerten architektonischen Elementen:

Die beeindruckende Kuppel

Der Blickfang ist zweifellos die majestätische Kuppel mit ihrer kassettierten Struktur und dem zentralen Oculus.

  • Durchmesser: 43,30 Meter – über 1700 Jahre lang die größte der Welt

  • Aufbau: Fünf konzentrische Ringe mit je 28 quadratischen Kassetten, die nach oben hin kleiner werden

  • In der Antike vermutlich dunkelblau gefasst und mit bronzenen Akzenten verziert

Der Oculus als einzigartige Lichtquelle

In der Mitte der Kuppel: der 9 Meter große Oculus

  • Einzige natürliche Lichtquelle des Pantheons

  • Lässt Sonnenlicht und Regen ins Innere fallen

  • Der Boden wurde mit Gefälle und Abflüssen konstruiert, um das Wasser abzuleiten

Die korinthischen Säulen und Nischen

Zu sehen sind imposante korinthische Säulen, die den Raum gliedern:

  • Im Gegensatz zur Vorhalle: im Inneren kannelierte Säulen (mit Rillen)

  • Zwischen den Säulen: sieben Nischen

  • Ursprünglich für Statuen römischer Götter

  • Später zu christlichen Kapellen umgewandelt

Historische Bedeutung des Pantheons

  • Errichtet von Kaiser Hadrian (118–125 n. Chr.)

  • Ursprünglich ein Tempel für alle römischen Götter

  • 609 n. Chr.: Umwandlung in eine christliche Kirche, geweiht der heiligen Maria und allen christlichen Märtyrern

Das Pantheon ist ein architektonisches Meisterwerk:

  • Proportionierung: Die Höhe des zylindrischen Raums entspricht exakt dem Radius der Kuppel

  • Diese mathematische Harmonie schafft einen Raum von zeitloser Schönheit und Erhabenheit

Das Bauwerk besteht aus römischem Beton – eines der ältesten großen Betonbauwerke der Welt – und zeugt von der fortschrittlichen Bautechnik der Römer.

Fazit

Der vorliegende historische Stich dokumentiert nicht nur die beeindruckende Architektur des Pantheons, sondern ist selbst ein Kunstwerk, das die Bewunderung für antike Baukunst im 18. Jahrhundert widerspiegelt. Er gehört zur Tradition architektonischer Dokumentation, die Architekten und Künstlern erlaubte, die Proportionen und Detailsrömischer Bauten zu studieren – auch ohne selbst nach Rom zu reisen. Das Pantheon bleibt bis heute eine Inspirationsquelle für Architekten und ein wichtiges Zeugnis römischer Ingenieurskunst.