Die UNESCO hat sich in Zusammenarbeit mit Interpol zum Ziel gesetzt, ein virtuelles Museum für gestohlene Kulturgüter zu schaffen. Anders als herkömmliche Museen, strebt dieses Projekt nicht danach, seine Sammlung zu erweitern, sondern sich allmählich zu leeren, sobald die vermissten Objekte wiedergefunden werden.
Investiert wird für das Projekt 2,5 Millionen US-Dollar. Einen großen Teil der Finanzierung leistet Saudi-Arabien.
Angekündigt wurde das Museum im September 2022. Vor Kurzem gewährte die UNESCO einen ersten Einblick in den schematischen Entwurf des Architekten Francis Kéré, der 2022 mit dem renommierten Pritzker-Preis ausgezeichnet wurde.
Kérés 3D-Visualisierungen sind in der Form eines Affenbrotbaums gestaltet, der für viele afrikanische Gemeinschaften von zentraler Bedeutung ist und als Symbol der Widerstandsfähigkeit dient. Die Architektur des Museums wird auch vom New Yorker Guggenheim Museum inspiriert sein, das mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Durch die digitale Verbreitung des Museums können Besucher die weltweite Suche nach gestohlener Kunst nachempfinden. Online-Besucher werden in der Lage sein, virtuelle 3D-Räume „wie in einem echten Museum“ zu erkunden und auf Lehrmaterialien zuzugreifen. Das Museum wird auch Geschichten und Zeugnisse lokaler Gemeinschaften beinhalten.
Das virtuelle Museum wird ein revolutionäres Instrument sein, um das Bewusstsein für den illegalen Handel und die Bedeutung des Schutzes des Kulturerbes zu schärfen, sowohl bei den zuständigen Behörden und Kulturfachleuten als auch bei der breiten Öffentlichkeit, insbesondere der jungen Generation. Es wird auch ein entscheidender Schritt für die internationale Gemeinschaft sein, die sich über die Jahre hinweg bemüht hat, den illegalen Handel mit Kulturgütern auf die politische Agenda zu setzen.
Die Eröffnung des Museums ist für das Jahr 2025 geplant. Die ersten 600 ausgestellten Objekte gehören zu der Liste von Interpol. Die genaue Zusammenstellung der Ausstellung wird kurz vor der Eröffnung bekannt gegeben. Diese Objekte stammen aus verschiedenen Teilen der Welt und umfassen beispielsweise eine Alabastersteininschrift aus dem dritten Jahrhundert aus dem Jemen, ein Elfenbeinrelief aus dem Bagdad-Museum und eine Figur aus dem 5. oder 6. Jahrhundert, die aus einem Tempelkomplex in Rajasthan, Indien, gestohlen wurde.