Die aufwendige Sanierung des Pergamonmuseums auf der Berliner Museumsinsel stellt Architektinnen und Architekten, Denkmalpfleger und Museumsfachleute vor enorme Herausforderungen. Das 1930 eröffnete Gebäude, das zu den meistbesuchten Museen Deutschlands zählt, befindet sich seit Oktober 2023 in einer umfassenden Renovierungsphase, die voraussichtlich bis mindestens 2027 andauern wird.
Die Komplexität des Vorhabens spiegelt sich in der langen Planungs- und Umsetzungszeit wider. Ursprünglich sollte die Sanierung bereits 2010 abgeschlossen sein. Tatsächlich begannen die Arbeiten erst 2013, und aktuelle Prognosen gehen von einer vollständigen Wiedereröffnung nicht vor 2037 aus. In pessimistischen Szenarien wird sogar das Jahr 2043 genannt. Diese Verzögerungen sind nicht nur für Kulturinteressierte frustrierend, sondern stellen auch die Geduld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler auf eine harte Probe.
Ein wesentlicher Grund für die langwierige Sanierung liegt in der baulichen Besonderheit des Museums. Das Pergamonmuseum wurde auf instabilem Untergrund errichtet und steht auf etwa 3.000 Holzpfählen. Diese Konstruktion erfordert äußerst behutsame und zeitintensive Eingriffe. Zudem müssen die Arbeiten mit höchster Präzision durchgeführt werden, um die wertvollen Exponate nicht zu gefährden. Die Restauratorinnen und Restauratoren stehen vor der Herausforderung, antike Monumente wie das Ischtar-Tor oder den Marktplatz von Milet zu schützen und teilweise auszulagern.
Die finanziellen Dimensionen der Sanierung sind beachtlich. Aktuelle Schätzungen beziffern die Kosten auf mindestens 1,5 Milliarden Euro – eine Summe, die deutlich über den ursprünglichen Planungen liegt. Diese Kostensteigerung ist nicht nur auf die Verzögerungen zurückzuführen, sondern auch auf die komplexen technischen Anforderungen und die Notwendigkeit, modernste Klima- und Sicherheitssysteme zu integrieren.
Der „Masterplan Museumsinsel“, in dessen Rahmen die Sanierung stattfindet, verfolgt das Ziel, das Museum nicht nur instand zu setzen, sondern auch zu erweitern und für die Zukunft zu rüsten. Dies beinhaltet die Schaffung neuer Ausstellungsflächen, die Verbesserung der Besucherführung und die Integration moderner Museumspädagogik. Eine besondere Herausforderung stellt dabei die Balance zwischen Denkmalschutz und den Anforderungen eines zeitgemäßen Museumsbetriebs dar.
Die Sanierung erfolgt in Etappen. Während der Nordflügel und der Mittelteil des Museums voraussichtlich 2027 wieder zugänglich sein werden, bleibt der Südflügel noch deutlich länger geschlossen. Diese Aufteilung ermöglicht es, Teile der Sammlung früher wieder der Öffentlichkeit zu präsentieren, stellt jedoch auch hohe Anforderungen an das Baustellenmanagement.
Ein innovativer Aspekt der Sanierung ist die Einrichtung eines sogenannten „archäologischen Fensters“. Dieses wird Besucherinnen und Besuchern ermöglichen, die historischen Fundamente des Gebäudes zu betrachten und so einen Einblick in die Baugeschichte zu erhalten. Solche Elemente tragen dazu bei, das Museum selbst als Teil der Ausstellung zu begreifen.
Die lange Schließungszeit stellt das Museumsmanagement vor die Aufgabe, alternative Wege zu finden, um die Sammlung zugänglich zu halten. Digitale Angebote wie virtuelle Rundgänge und Online-Ausstellungen werden entwickelt, um das Interesse am Museum aufrechtzuerhalten und neue Zielgruppen zu erschließen. Gleichzeitig werden ausgewählte Exponate in anderen Museen gezeigt, um den Besucherinnen und Besuchern weiterhin einen Zugang zu den Schätzen des Pergamonmuseums zu ermöglichen.
Die Sanierung des Pergamonmuseums ist ein Lehrstück für die Komplexität von Großprojekten im Kulturbereich. Sie zeigt, wie wichtig eine realistische Planung und ein transparentes Projektmanagement sind. Gleichzeitig verdeutlicht sie die Notwendigkeit, flexibel auf unvorhergesehene Herausforderungen reagieren zu können.
Trotz aller Schwierigkeiten bleibt die Bedeutung des Projekts unbestritten. Das Pergamonmuseum ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern beherbergt auch einzigartige Zeugnisse antiker Kulturen. Seine Sanierung ist eine Investition in das kulturelle Erbe, die künftigen Generationen zugutekommen wird.
Die Architektenschaft und alle beteiligten Fachleute stehen vor der Aufgabe, die Balance zwischen Bewahrung und Erneuerung zu finden. Es gilt, die historische Substanz zu respektieren und gleichzeitig ein Museum zu schaffen, das den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird. Der Erfolg dieses Vorhabens wird sich daran messen lassen, ob es gelingt, das Pergamonmuseum als lebendigen Ort der Begegnung mit antiker Kunst und Kultur wiederzueröffnen.