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Bild: Maria Teneva/Unsplash

Pilotprojekte für Gebäudetyp E gestartet

24.01.2024
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stu.ART

Zwischen Einfachheit, Experimentierfreude und den Herausforderungen für Architekten. Kürzlich starteten in Bayern die ersten vielversprechenden Pilotprojekte. Doch trotz der allgemeinen Begeisterung müssen aber auch die Risiken für Architekten bedacht werden. Die stetige Vereinfachung des Baurechts in den letzten Jahren hat die Verantwortung der Planenden am Bau deutlich erhöht. Der Erfolg des Gebäudetyps E hängt davon ab, ob ‚einfach‘ und ‚experimentell‘ sich am Ende zum Wohl aller Beteiligten auswirken wird.

Was macht den Gebäudetyp „E“ so interessant?

Der Gebäudetyp-E wird in der Architekturbranche als eine Möglichkeit gesehen, das Bauen zu vereinfachen und zu liberalisieren. Er zielt darauf ab, Planenden und Bauherren mehr Freiheiten zu geben, indem die Schutzziele der Bauordnungen gewahrt, aber übermäßige Regulierungen und Normen vermieden werden. Dies soll die Kosten reduzieren und Innovationen im Bauwesen fördern, birgt jedoch rechtliche Fragen bezüglich Haftung und Standards. Aktuelle Diskussionen betreffen die Anpassung des Bauordnungsrechts und des Zivilrechts, um solche flexibleren Bauvorhaben zu unterstützen. Die Initiative zum Gebäudetyp E, die ursprünglich von der Bayerischen Architektenkammer vorgeschlagen wurde, hat bundesweite Aufmerksamkeit erregt. Die Bundesarchitektenkammer und die Bundesingenieurkammer haben gemeinsam an das Bundesministerium der Justiz appelliert, die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Gebäudetyp E anzupassen, um unnötige und übertriebene Normen und bautechnische Regeln zu lockern. Bei einem Treffen mit Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann wurde Unterstützung für ein vereinfachtes Bauverfahren zugesagt. Der Minister bestätigte, dass das Ziel des Gebäudetyps E, bezahlbares Bauen und Wohnen zu ermöglichen, vollumfänglich unterstützt wird. Dazu sollen die Auswirkungen des vereinfachten Standards auf das Mietrecht und weitere Beteiligte entlang der Wertschöpfungskette Bau geprüft werden. Die Justizministerkonferenz der Länder hat sich ebenfalls mit dem Gebäudetyp E befasst, um zu prüfen, welche zivilrechtlichen Anpassungen erforderlich sind, insbesondere im Hinblick auf die Sachmangelhaftung im Werkvertragsrecht.

Pilotprojekte in Bayern

Um neue Ansätze in der Praxis zu testen, braucht es Pilotprojekte bevor sie breit umgesetzt werden. Diese bieten die Möglichkeit, die praktische Umsetzbarkeit, Effizienz und Wirkung neuer Methoden und Vorschriften zu evaluieren. Insbesondere in einem so komplexen und regulierten Bereich wie dem Bauwesen ist es wichtig, Veränderungen sorgfältig zu prüfen, um unbeabsichtigte Konsequenzen, wie Sicherheitsrisiken oder Qualitätsverlust, zu vermeiden. Pilotprojekte ermöglichen es, diese Aspekte in einem kontrollierten Umfeld zu testen und anzupassen, bevor sie auf größere Skala angewendet werden. Die Pilotprojekte zum Gebäudetyp E sind speziell in Bayern initiiert worden, da die Bayerische Staatsregierung diese als Teil ihrer Bemühungen eingeführt hat, um innovative Ansätze im Bauwesen zu fördern und das Bauen zu vereinfachen. Bayern hat sich entschieden, diese Initiative zu starten, um die Effizienz und Flexibilität im Bauwesen zu erhöhen und gleichzeitig die Einhaltung der Sicherheits- und Umweltstandards zu gewährleisten.  Die Bauherren der Pilotprojekte zum Gebäudetyp E in Bayern sind vielfältig , und umfassen kommunale Wohnungsbaugesellschaften, Genossenschaften, Stiftungen und private Wohnungsunternehmen. Diese Projekte beinhalten hauptsächlich Wohnungsbauten, darunter auch eine Aufstockung und eine Umnutzung von Gewerbeflächen, sowie Schulen und ein Verwaltungsgebäude.

Von den Pilotprojekten zum Gebäudetyp E in Bayern erhofft man sich wichtige Erkenntnisse in mehreren Bereichen. Insbesondere sollen sie Aufschluss geben über:

  1. Die Machbarkeit von Bauvorhaben unter gelockerten Vorschriften, insbesondere in Bezug auf Flexibilität und Kreativität in der Planung und Ausführung.
  2. Die Auswirkungen dieser Flexibilität auf Bauqualität, Baukosten und Bauzeiten.
  3. Mögliche Herausforderungen und Risiken, die sich aus Abweichungen von üblichen Baustandards ergeben.
  4. Die praktische Umsetzbarkeit neuer Ansätze in Bezug auf Umwelt- und Sicherheitsstandards.

Diese Erkenntnisse sollen helfen, zukünftige Bauvorschriften und -praktiken zu verbessern und innovative Bauprojekte zu fördern.

Es wird deutlich, dass die Initiative für den Gebäudetyp E nicht nur auf Bayern beschränkt bleibt, sondern Bestrebungen im Gange sind, um die Umsetzung auf ganz Deutschland auszuweiten. Diese Entwicklungen zeigen, dass es ein zunehmendes Interesse auf nationaler Ebene gibt, den Bau einfacher und effizienter zu gestalten, während gleichzeitig die Qualität und Sicherheit gewährleistet bleiben.​

Die Initiative zum Gebäudetyp E birgt für Architekten vielfältige potenzielle Risiken:

Haftungsrisiken: Durch die Lockerung von Normen und Standards könnten sich die Haftungsrisiken für Architekten erhöhen. Wenn ein Bauwerk nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik entspricht, könnte dies zu rechtlichen Auseinandersetzungen führen, insbesondere wenn Mängel oder Schäden auftreten.

Qualitäts- und Sicherheitsbedenken: Die Abweichung von etablierten Normen könnte zu Bedenken hinsichtlich der Qualität und Sicherheit der Bauwerke führen. Dies könnte sich nicht nur auf die physische Sicherheit auswirken, sondern auch auf die langfristige Haltbarkeit und Funktionalität der Gebäude.

Berufliche Reputation: Sollten Projekte, die unter dem Gebäudetyp E realisiert werden, zu negativen Ergebnissen führen, könnte dies die berufliche Reputation der beteiligten Architekten beeinträchtigen. Dies könnte sowohl in der Öffentlichkeit als auch innerhalb der Branche Auswirkungen haben.

Komplexität in der Planung und Ausführung: Obwohl die Initiative darauf abzielt, das Bauen zu vereinfachen, könnte die Abweichung von Normen paradoxerweise zu einer höheren Komplexität in der Planung und Ausführung führen, da Architekten individuellere Lösungen finden müssen, die nicht durch gängige Standards vorgegeben sind.

Versicherungs- und Kostenaspekte: Architekten könnten sich mit höheren Versicherungsprämien konfrontiert sehen, da Versicherer möglicherweise ein höheres Risiko bei Projekten sehen, die von den gängigen Standards abweichen. Auch könnten sich die Gesamtkosten für Projekte erhöhen, wenn individuelle Lösungen und Tests erforderlich sind.

Es ist wichtig, dass Architekten die rechtlichen, technischen und beruflichen Implikationen dieser Initiative genau abwägen und sich entsprechend darauf vorbereiten. Wo liegen die Risiken?

Die Risiken des Gebäudetyps E in Bayern umfassen mögliche Abweichungen von nicht sicherheitsrelevanten gesetzlichen Vorschriften, technischen Baubestimmungen und anerkannten Regeln der Technik. Diese Abweichungen betreffen Bereiche wie Schallschutz, Haustechnik, alternative Baustoffe oder Stellplatzschlüssel. Die Auswirkungen dieser Flexibilität auf die technische Komplexität, Baukosten und Bauzeiten werden durch wissenschaftliche Begleitung der Pilotprojekte untersucht. Es besteht das Risiko, dass diese Abweichungen zu unerwünschten Effekten führen könnten, wie geringerer Bauqualität oder Sicherheitsmängeln.