
Expo 2025 in Osaka
Zwischen Fortschritt und Fiktion
Mit einem fliegenden Start hat in Osaka die Expo 2025 eröffnet. Doch das Motto „Designing Future Society for Our Lives“ klingt in Zeiten globaler Krisen wie ein Wunschlied in Moll. 158 Länder präsentieren Ideen für eine bessere Zukunft – visionär, technisch ambitioniert, aber oft losgelöst von den sozialen Spannungen der Gegenwart. Zwischen Mondsteinen, Bioherzen und niedlichen Robotermaskottchen stellt sich die Frage: Wie realistisch ist diese Zukunft?
Deutschland im Kreislauf
Der deutsche Pavillon inszeniert sich als Vorreiter der Kreislaufwirtschaft. Besucherinnen und Besucher werden vom faustgroßen Maskottchen „Circular“ begrüßt – einem sprechenden Gummiwesen, das wie direkt aus einem Studio-Ghibli-Film gefallen scheint. Es erklärt mit Quietschstimme das Konzept der Nachhaltigkeit, während drinnen Holz, Pilzmaterialien und KI-generierte Stadtvisionen zum Einsatz kommen. Bauministerium trifft Märchenwelt – ein Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Edutainment. Christopher Hecker, der Verantwortliche für den deutschen Beitrag, betont: „Bei allem, was wir geplant haben, haben wir uns gefragt: Gibt es noch eine nachhaltigere Lösung?“ Der temporäre Holzbau soll zu 90 Prozent wiederverwendbar sein – ein ambitionierter Plan in einem Land, in dem Architektur sonst selten auf Rückbau setzt.
Hoffnung unter einem Holzring
Das Gelände der Expo ist auf der künstlich aufgeschütteten Insel Yumeshima entstanden. Zusammengehalten wird es vom „Grand Ring“ – einer gigantischen, zwei Kilometer langen Holzstruktur. Ein Symbol für Verbindung in einer Zeit der Spaltung. Dass sowohl Israel als auch Palästina, ebenso wie die Ukraine, mit Pavillons vertreten sind, wird von den Veranstaltern als diplomatischer Erfolg gewertet. Doch dieser Ring täuscht nicht über die Fragilität der Lage hinweg. Russland blieb der Veranstaltung fern, der Ticketverkauf blieb hinter den Erwartungen zurück. Die Bevölkerung zeigt sich wenig begeistert – zu teuer, zu aufwendig, zu unklar der Nutzen.
Technik als Trost
Japan selbst setzt im eigenen Pavillon auf Hightech-Inszenierungen. Gezeigt werden Prototypen fliegender Taxis, ein schlagendes Herz aus Stammzellen, Lichtinstallationen zur Biogasproduktion – alles flankiert von Hello-Kitty-Algen und poetisch belehrenden Avataren. Der ästhetische Spannungsbogen reicht von Hightech bis Kawaii, von Bioökonomie bis Popkultur. Doch der Ernst, mit dem die globale Gemeinschaft Lösungen sucht, wirkt hinter dieser pastellfarbenen Oberfläche merkwürdig weichgezeichnet.
Komik trifft Katastrophenschutz
Dabei ist der Veranstaltungsort selbst ein Statement. Osaka, Japans selbsternannte Hauptstadt des Humors, begegnet der Zukunft mit einem Lächeln. Die lokale Comedy-Kultur – Manzai genannt – ist lebendig, kritisch, schnell. Vielleicht liegt gerade darin eine verborgene Botschaft der Expo: Nicht nur Technik, auch Humor kann eine Gesellschaft resilienter machen. In einer Stadt, die ihre Besucherinnen und Besucher mit überdimensionalen Oktopussen, animierten Reklametafeln und frittierter Hausmannskost empfängt, bleibt der Mensch stets im Mittelpunkt.
Die Zukunft bleibt ein Versprechen
Die Expo in Osaka ist ein Schaufenster globaler Ambitionen – ein Labor für neue Materialien, urbane Visionen und diplomatische Annäherung. Doch das alles geschieht in einem Kontext, der von Unsicherheiten geprägt ist. Kriege, Klimakrise, wirtschaftliche Spannungen: Die Antwort der Expo bleibt – freundlich gesagt – unvollständig. Der große Holzring umspannt zwar das Gelände, aber nicht die Widersprüche der Welt.
Die Zukunftsgesellschaft lässt sich eben nicht nur gestalten, sondern muss auch ertragen werden. Vielleicht liegt darin die wahre Lehre dieser Weltausstellung.

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