Baukunst-Architektur in der Zwickmühle: Herausforderungen und Chancen für 2025
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Architektur in der Zwickmühle: Herausforderungen und Chancen für 2025

20.12.2024
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stu.ART

 

Zwischen Resignation und Aufbruch: Die Stimmung in Architekturbüros zum Jahresende 2024

 

Schwierige Rahmenbedingungen: Das Jahr 2024 in der Architektur

Die Bau- und Architekturbranche in Deutschland und Österreich hatte 2024 mit massiven Herausforderungen zu kämpfen. Eine Kombination aus hohen Baukosten, gestiegenen Zinsen und einer stagnierenden Auftragslage setzte vielen Architekturbüros zu. So berichtet die Bundesarchitektenkammer (BAK), dass die Zahl der Büroinsolvenzen einen neuen Höchststand erreicht hat. Gleichzeitig beurteilen viele Büros ihre Geschäftslage so schlecht wie zuletzt im Jahr 2009, während die Zahl der arbeitslosen Architektinnen und Architekten ebenfalls Rekordwerte erreicht hat . Diese düsteren Rahmenbedingungen führen zu einer gedrückten Stimmung in vielen Büros. Die Unsicherheit ist groß, viele Bauherren treten auf die Bremse. Auch die Ergebnisse aktueller Konjunkturbefragungen spiegeln die schwierige Situation wider: 39 % der Architekturbüros berichten von Unterauslastung, während nur 7 % von starker Überlastung sprechen .

Auftragslage: Ein zweigeteiltes Bild

Besonders betroffen ist der Wohnungsneubau, sowohl im frei finanzierten als auch im geförderten Bereich. Hier berichten zwei Drittel der Befragten von rückläufigen Auftragseingängen. Insbesondere private Bauherren halten sich zurück, was durch die Unsicherheiten am Immobilienmarkt und die gestiegenen Baukosten noch verstärkt wird. Positivere Impulse gibt es hingegen im Bereich der Hochbausanierung und im Tiefbau, insbesondere in Österreich. Hier profitieren die Projekte von staatlichen Fördermaßnahmen, die auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz abzielen. Auch die Bereiche Industriebau sowie Gesundheits- und Bildungsbauten zeigen eine stabilere Entwicklung .

Strategien zur Krisenbewältigung

Viele Architekturbüros versuchen, sich durch strategische Entscheidungen an die schwierige Lage anzupassen. Dazu gehören Maßnahmen wie der gezielte Verzicht auf die Nachbesetzung offener Stellen oder die Diversifikation des Projektportfolios. Vielfalt ist der Schlüssel, Büros, die auf unterschiedliche Bautypen oder Nischenmärkte setzen, haben bessere Chancen, die Krise zu bewältigen .

Allerdings sind nicht alle Büros gleichermaßen flexibel. Kleine und mittelständische Unternehmen, die stark von einzelnen Großprojekten abhängig sind, geraten bei Verzögerungen oder Ausfällen schnell in existenzielle Schwierigkeiten. Personalabbau bleibt für viele Büros dennoch die Ultima Ratio: Laut BAK-Umfrage planen 76 % der Architekturbüros, ihren Personalbestand zu halten, selbst bei einer weiteren Verschlechterung der Lage .

Lichtblicke am Horizont: Erwartungen für 2025

Trotz der angespannten Lage gibt es auch Gründe für vorsichtigen Optimismus. Die Inflationsrate und die Zinsen zeigen Anzeichen einer Stabilisierung, was langfristig zu einer Verbesserung der Investitionsbedingungen führen könnte. In Österreich werden insbesondere in der Hochbausanierung Wachstumsimpulse erwartet. „Innovative Ansätze, wie gemischt genutzte Quartiere oder nachhaltige Gebäudekonzepte, bieten Chancen, den Markt neu zu beleben“, sagt ein Immobilienexperte .

Darüber hinaus wird erwartet, dass das Kapital langsam in die Märkte zurückkehrt, was neue Bauprojekte ermöglichen könnte. Besonders wichtig wird dabei die Förderung von Innovationen und der Abbau bürokratischer Hürden sein. „Wir brauchen Klarheit in der Förderlandschaft und eine konsequente Reduzierung unnötiger Normen und Standards“, fordert Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer .

Fazit: Ein Jahr der Konsolidierung und Neuorientierung

Das Jahr 2024 markiert für viele Architekturbüros eine Zäsur. Zwischen Personalabbau, verzögerten Projekten und strukturellen Veränderungen bleibt die Branche jedoch resilient. Die Mehrheit der Architektinnen und Architekten blickt trotz aller Widrigkeiten mit Zuversicht auf 2025. Diversifikation, nachhaltige Baukonzepte und innovative Ansätze werden dabei eine Schlüsselrolle spielen. Die Architekturbranche hat in ihrer Geschichte immer wieder bewiesen, dass sie Krisen in Chancen umwandeln kann – und auch diesmal scheint ein Licht am Ende des Tunnels erkennbar.