Vom süßen Leben zum sozialen Zentrum: Dresdner Erlweinpreis würdigt mutigen Fabrikumbau
Die Transformation von Industriegebäuden gehört zu den spannendsten Aufgaben der zeitgenössischen Architektur. Besonders gelungen ist dies dem Dresdner Büro Alexander Poetzsch Architekten BDA mit dem Umbau einer ehemaligen Schokoladenfabrik in der Johannstadt. Das nun als Integratives Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbundes e. V. genutzte Gebäude überzeugte die Jury des Erlweinpreises 2024 durch seinen mutigen und transparenten Ansatz.
Radikale Ehrlichkeit in der Transformation
Die Juryvorsitzende Pia Maier Schriever aus Berlin und ihre Kolleginnen und Kollegen hoben besonders die „radikale Herangehensweise“ der Architektinnen und Architekten hervor. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis würdigt dabei nicht nur die gelungene Umnutzung, sondern vor allem die Art und Weise, wie die baulichen Eingriffe sichtbar gemacht wurden. „Das Gebäude erzählt seine Geschichte selbst“, könnte man schmunzelnd sagen – ganz so, als hätte es seine süße Vergangenheit nicht vergessen.
Nachhaltigkeit trifft soziale Innovation
Die Transformation des Gebäudes steht beispielhaft für einen Trend in der modernen Stadtentwicklung: Die Kombination von baulicher Nachhaltigkeit und sozialer Innovation. Statt Abriss und Neubau entschieden sich die Architekten für eine behutsame Anpassung der bestehenden Strukturen. Dabei gelang der Spagat zwischen der Bewahrung historischer Substanz und der Integration zeitgemäßer Nutzungsanforderungen.
Von der Produktion zur Interaktion
Wo einst Schokolade produziert wurde, entstehen heute soziale Bindungen. Die ehemaligen Produktionshallen bieten nun Raum für Begegnung, Beratung und Bildung. Die Architektinnen und Architekten schufen flexible Raumstrukturen, die verschiedene Nutzungsszenarien ermöglichen. Ein besonderer Clou: Die ursprünglichen Industrieelemente wurden nicht versteckt, sondern gezielt als gestalterische Elemente eingesetzt.
Wegweisend für die Zukunft
Die Auszeichnung des Projekts durch den Erlweinpreis setzt ein wichtiges Signal für die Dresdner Baukultur. Sie zeigt, dass der respektvolle Umgang mit dem baulichen Erbe und dessen kreative Weiterentwicklung einen wichtigen Beitrag zur Stadtentwicklung leisten können. Die Jury würdigte zudem drei weitere Projekte mit „Besonderen Anerkennungen“, darunter die Grundschule Schilfweg und die zur Jugendkirche umgebaute Trinitatiskirche.
Ausblick und Vermächtnis
Der seit 1997 alle vier Jahre verliehene Erlweinpreis, benannt nach dem bedeutenden Stadtbaurat Hans Jacob Erlwein, unterstreicht mit der diesjährigen Vergabe seine Rolle als Impulsgeber für innovative Architektur. Die für Anfang 2025 geplante Ausstellung der 31 eingereichten Wettbewerbsarbeiten verspricht weitere spannende Einblicke in die architektonische Entwicklung Dresdens. Sie wird zweifellos zeigen, dass die Stadt ihrer Tradition als Ort wegweisender Baukultur treu bleibt – nun mit einer ehemaligen Schokoladenfabrik als süßem Beispiel gelungener Transformation.