Fichtenberg-Oberschule: Ein Pilotprojekt für nachhaltige Sanierung und Inklusion
Sanierung, Inklusion und Denkmalschutz – diese drei Begriffe prägen die umfangreiche Erneuerung der Fichtenberg-Oberschule in Berlin-Steglitz. Als erste denkmalgeschützte Schule im Rahmen der Berliner Schulbauoffensive wurde das historische Gebäude modernisiert, um den Ansprüchen einer inklusiven Bildung gerecht zu werden. Unter der Federführung von SSP Rüthnick Architekten entstand so ein zukunftsweisendes Pilotprojekt für das „Bauen im Bestand“.
Ein Denkmal im Wandel: Barrierefreiheit und Inklusion
Die Fichtenberg-Oberschule wurde ursprünglich 1911 im Stil der Reformarchitektur errichtet. Geprägt von der Abwendung vom Historismus, zeichnet sich der Bau durch handwerkliche Präzision und funktionale Gestaltung aus. Die Herausforderung bei der Sanierung bestand darin, das historische Erbe zu bewahren und gleichzeitig eine barrierefreieund inklusive Umgebung zu schaffen, die den modernen pädagogischen Anforderungen entspricht. Besonders die Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit Sehbehinderungen wurde mit einem spezialisierten Ausstattungskonzept gemäß der DIN 18040-1 umgesetzt.
Clusterbildung statt klassischer Flurschule
Ein Highlight der Sanierung ist das zeitgemäße Konzept der Clusterbildung. Die traditionellen Flure der Schule wurden durch flexible Lern- und Arbeitslandschaften ersetzt, die individuell genutzt werden können. Breite Flurzonen und Wandelhallen bieten Platz für Gruppenarbeiten und ermöglichen eine offene Lernatmosphäre. Dieses Konzept fördert die Zusammenarbeit und schafft gleichzeitig Raum für individuelles Lernen. Die Sanierung der Gebäudehülle, die Erneuerung aller technischen Anlagen sowie die Ertüchtigung des Brandschutzes fanden im laufenden Schulbetrieb statt, was die Planung und Durchführung zu einer besonderen logistischen Herausforderung machte.
Modernisierte Unterrichts- und Fachräume
Neben der Erneuerung der allgemeinen Unterrichtsräume wurden spezielle Fachräume für Naturwissenschaftengeschaffen, die den Schülerinnen und Schülern optimale Bedingungen für experimentelles Lernen bieten. Ein durchgängiges und modernes Innenraumkonzept passt sich den Bedürfnissen der Schülerschaft an und setzt auf Flexibilität und Funktionalität. Die sanierte Turnhalle, die modernisierte Bibliothek, sowie neue Räume für Kunst und Informatik komplettieren das Raumangebot und bieten vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, die den schulischen Alltag bereichern.
Historische Elemente treffen auf moderne Nutzung
Im Mittelpunkt des Schulgebäudes steht die repräsentative Haupttreppe, die mit den Wandelhallen auf jedem Geschoss verbunden ist und einen Blick in die Vergangenheit gewährt. Die restaurierten Brunnen, die aus der Entstehungszeit der Schule stammen, sind ein weiteres Beispiel für die gelungene Kombination aus Erhalt des historischen Charmes und moderner Nutzung. Die Cafeteria, die im Erdgeschoss im Erker untergebracht ist, bietet einen hellen und freundlichen Aufenthaltsort für die Pausen. Mit der Instandsetzung der Aula, einschließlich der Rekonstruktion der Rabitzdecke, hat die Schule auch ihren historischen Festsaal zurückerhalten.
Nachhaltigkeit im historischen Kontext
Die gesamte Sanierung der Fichtenberg-Oberschule ist ein Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung von Nachhaltigkeitim historischen Kontext. Die Architekten setzten auf den Erhalt und die Aufwertung der vorhandenen Bausubstanz, verbunden mit den Anforderungen an moderne technische Standards. Die Zusammenarbeit mit Fachplanern in den Bereichen Tragwerksplanung, Bauphysik, Haustechnik und Brandschutz spielte dabei eine entscheidende Rolle, um die Gebäudehülle denkmalgerecht zu sanieren und gleichzeitig den energetischen Standard zu erhöhen. Auch die restauratorischen Arbeiten wurden unter Berücksichtigung der historischen Bedeutung des Gebäudes ausgeführt, sodass das Zusammenspiel von Alt und Neu als gelungen betrachtet werden kann.
Fazit: Ein Vorbild für den Schulbau der Zukunft
Die Sanierung der Fichtenberg-Oberschule setzt Maßstäbe für den Schulbau im historischen Kontext. Sie zeigt, dass die Erhaltung denkmalgeschützter Bausubstanz und die Anpassung an moderne, inklusive Anforderungen kein Widerspruch sein müssen. Vielmehr wird deutlich, dass durch die sensible Kombination aus traditionellem Handwerk und zeitgemäßer Architektur ein Mehrwert für die Schulgemeinschaft geschaffen wird. Die Schule bietet nun eine Umgebung, die sowohl historische Authentizität als auch funktionale Modernität vereint – ein inspirierendes Beispiel für zukünftige Schulprojekte in Berlin und darüber hinaus.