Baukunst-Neue Nutzung der Köln Arcaden: Stadtentwicklung oder städtebauliches Fiasko?
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Neue Nutzung der Köln Arcaden: Stadtentwicklung oder städtebauliches Fiasko?

19.02.2025
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Ignatz Wrobel

Köln Arcaden – eine endlose Geschichte? Wird nun alles gut?

Ein städtebauliches Experiment in der Krise

Als die Köln Arcaden im Jahr 2005 eröffnet wurden, galten sie als wichtiger Baustein für die städtebauliche Transformation von Kalk. Das ehemalige Industriegebiet sollte sich in ein modernes Dienstleistungs- und Einkaufsviertel verwandeln. Fast zwei Jahrzehnte später steht fest: Der große Wurf ist ausgeblieben. Leerstand, monofunktionale Nutzung und eine schwächelnde Einzelhandelsstruktur haben das Projekt ins Wanken gebracht. Nun gibt es neue Pläne – doch wird diesmal alles besser?

Von der Fabrik zum Einkaufszentrum – und nun zum Wohnquartier?

Die Köln Arcaden stehen auf historischem Boden: Bis 1993 befand sich hier die Chemische Fabrik Kalk (CFK), ein bedeutender Industriestandort. Nach der Schließung wurde das Gelände saniert und für eine neue Nutzung vorbereitet. Mit der Eröffnung des Einkaufszentrums 2005 schien die Transformation abgeschlossen. Doch der Einzelhandel hat sich verändert, Online-Shopping boomt und Innenstädte suchen nach neuen Konzepten.

Jetzt soll erneut umgedacht werden. Ein Teil des großflächigen Parkhauses an der Barcelona-Allee soll Wohnungen, eine Pflegeeinrichtung und Büros weichen. Gleichzeitig bleibt das Kerngeschäft des Centers erhalten. Die Verantwortlichen versprechen eine Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Einkaufen – aber kann dieses Konzept wirklich funktionieren?

Die geplanten Veränderungen im Detail

Das Konzept sieht eine umfassende Neugestaltung vor:

  • Wohnungen: 108 neue Einheiten, darunter öffentlich geförderter Wohnraum.

  • Seniorengerechtes Wohnen & Pflegeplätze: 56 seniorengerechte Wohnungen sowie eine Pflegeeinrichtung.

  • Büroflächen: Platz für rund 800 Arbeitsplätze.

  • Kita: Betreuung für Kinder unter drei Jahren.

  • Hochhaus am Bürgerpark: Ein umstrittenes 60 Meter hohes Gebäude.

Diese Pläne sind ambitioniert, doch sie stoßen auch auf Widerstand. Eine neu gegründete Bürgerinitiative kritisiert vor allem das Hochhaus und fürchtet die „Einhausung“ des historischen Wasserturms. Kritiker warnen zudem vor einem Verkehrschaos, da die ohnehin stark frequentierte Vietorstraße zusätzlich belastet würde.

Fluch oder Segen? Die kritischen Stimmen

Die Meinungen sind gespalten. Befürworter sehen die Neugestaltung als Chance, die Innenstadt von Kalk langfristig aufzuwerten und den Einzelhandelsrückgang mit einer gemischten Nutzung zu kompensieren. CDU-Fraktionschef Stefan Müller spricht von einem richtigen Schritt in die Zukunft, während die Grünen vor einem Verlust der Aufenthaltsqualität warnen. SPD-Vertreter Christian Robyns zeigt sich pragmatisch: „Wir haben dort eine miserable städtebauliche Situation. Da muss man etwas tun.“

Aber reicht das neue Konzept aus? Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, dass das Quartier frühestens 2027 in die konkrete Bauphase treten könnte. Eine lange Wartezeit für ein Viertel, das dringend neue Impulse braucht.

Ein Trend mit Zukunft?

Die Umnutzung von Einkaufszentren ist kein rein kölnisches Phänomen. Deutschlandweit stehen Shopping-Malls unter Druck. Leerstand, veränderte Konsumgewohnheiten und hohe Betriebskosten zwingen Investoren zum Umdenken. Das Modell einer Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Einkaufen wird vielerorts getestet. Doch ob die Köln Arcadendabei zum Vorbild werden oder als weiteres gescheitertes Experiment enden, bleibt abzuwarten.

Fazit: Ein Viertel zwischen Vision und Wirklichkeit

Die Köln Arcaden stehen an einem Wendepunkt. Die geplanten Änderungen könnten Kalk neue Impulse geben, bringen aber auch Risiken mit sich. Die große Frage bleibt: Wird sich die Vergangenheit wiederholen oder bekommt der Stadtteil endlich den lang ersehnten Aufschwung?