Wenn Touristenfluten den Charme zerstören
Einleitung:
Overtourismus, das Schlagwort, das inzwischen die Tourismusbranche und betroffene Einheimische gleichermaßen umtreibt. Was bedeutet dieser Begriff und warum ist er gerade jetzt in aller Munde? Ein Einblick in die Ursachen, Folgen und mögliche Gegenmaßnahmen.
Was bedeutet Overtourismus?
Overtourismus beschreibt das Phänomen, dass ein beliebtes Reiseziel von Touristen überrannt wird, was zu untragbaren Bedingungen für die lokale Bevölkerung und die Umwelt führt. Greg Dickinson, ein britischer Journalist, definierte es treffend als das Überlaufen von beliebten Reisezielen auf eine Weise, die nicht mehr tragbar ist.
Warum findet Overtourismus jetzt statt?
Laut dem Brookings Institute wächst die globale Mittelschicht rasant. Mit mehr verfügbarem Einkommen steigt auch die Zahl der Reisenden. 2017 erreichten die internationalen Touristenankünfte 1,3 Milliarden, ein Anstieg von 7 % im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Trend setzt sich fort, getrieben durch das Wachstum der Mittelschicht in Entwicklungsländern und die zunehmende Erschwinglichkeit des Reisens.
Was läuft da schief?
Die übermäßigen Touristenzahlen führen zu einer Überlastung der Infrastruktur und Belästigung der Einheimischen. Besonders Plattformen wie Airbnb, Kreuzfahrtschiffe und Billigfluggesellschaften tragen zur Überfüllung bei. Stadtwohnungen werden zunehmend an Touristen vermietet, was Einheimische verdrängt und die Mietpreise in die Höhe treibt. Der Film „Casas sin familias“ illustriert dies am Beispiel Barcelonas eindrucksvoll.
Wie reagieren die Einheimischen?
Der Widerstand gegen Touristen nimmt zu. In Städten wie Venedig, Barcelona und Amsterdam gibt es Proteste und Unfreundlichkeit gegenüber Besuchern. Die lokalen Bewohner fordern gerechtere Löhne und mehr Mitbestimmung in der Stadtentwicklung. Frans van der Avert, CEO von Amsterdam Marketing, betont die Notwendigkeit einer Balance zwischen Besuchern, Einwohnern und Unternehmen.
Zukünftige Entwicklungen:
Die Spannungen werden zunehmen, sagt Urs Wagenseil, Professor für Tourismus an der Hochschule Luzern. Harald Zeiss von der Hochschule Harz in Wernigerode fügt hinzu, dass individuelle Reisen ohne Reiseveranstalter zur Überfüllung der Städte beitragen. Die Lösung liegt in der Hand der lokalen Politiker.
Was kann man dagegen tun?
Lösungsansätze gibt es einige. Dazu gehören das Umlenken von Touristenströmen zu weniger frequentierten Attraktionen und die Beschränkung kurzfristiger Vermietungen. Auch Begrenzungen der Besucherzahlen an beliebten Orten werden diskutiert. Wenn die Kapazität einer Sehenswürdigkeit erreicht ist, müssen Besucher auf Alternativen ausweichen.
Schlusswort:
Overtourismus ist ein komplexes Problem, das sorgfältige Planung und Kooperation aller Beteiligten erfordert. Nur so kann der Charme und die Lebensqualität in beliebten Reisezielen bewahrt werden, ohne den Tourismus als wichtigen Wirtschaftsfaktor zu beeinträchtigen.