Pionierin in einer Männerwelt

In einer Zeit, als die Architekturwelt noch eine männliche Domäne war, bahnte sich Luise King, eine der ersten Frauen in diesem Feld, mit ihrer vielseitigen Karriere als Architektin, Forscherin und Dozentin einen bemerkenswerten Weg. Mit ihrem kürzlich erfolgten Tod im Alter von 84 Jahren hinterlässt sie ein bedeutsames Erbe in der Welt der Architektur und Stadtplanung.

Frühe Jahre und Ausbildung:
Geboren 1939 in Dessau, zeigte King schon früh ein tiefes Interesse an Architektur. Sie absolvierte 1959 ihr Abitur in Frankfurt am Main und begann im selben Jahr ihr Architekturstudium an der TH Darmstadt. Während ihrer Studienzeit sammelte sie praktische Erfahrungen in Paris und arbeitete eng mit renommierten Architekten wie Paul Bossard und Ernst Neufert zusammen.

Berufliche Laufbahn und Durchbruch:
Nach Abschluss ihres Studiums 1965 und einigen Jahren in Frankreich kehrte King nach Frankfurt zurück und trat dem Büro ABB bei. Ihre unabhängige Karriere begann 1972 mit dem „Strukturplan für die Frankfurter Innenstadt innerhalb der Wallanlagen“. Sie wurde Mitglied des Bundes Deutscher Architekten (BDA) und prägte als Stadtplanerin und Architektin die deutsche Architekturlandschaft nachhaltig.

Lehre und Forschung:
Ab 1977 unterrichtete King an der Frankfurter Städelschule und brachte ihre praktischen Erfahrungen und ihr Wissen in die akademische Welt ein. 1987 übernahm sie eine Professur an der TU Berlin, wo sie bis zu ihrer Emeritierung 2005 tätig war. Kings akademische Laufbahn umfasste auch eine Gastprofessur am MIT in den USA.

Persönliches Leben und Partnerschaft:
In Frankfurt lernte sie ihren Lebenspartner, den Architekten Günter Bock, kennen. Gemeinsam zogen sie 1992 nach Berlin, wo sie bis zu ihrem Lebensende blieben. King blieb ihrer Heimatstadt Frankfurt durch ihre Mitgliedschaft im Rat der Stiftung “Städelschule für Baukunst” eng verbunden.

Vermächtnis und Gedenken:
Obwohl ihr Partner Günter Bock online bereits ausführlich gewürdigt wird, steht eine ähnliche Anerkennung für King noch aus. Sie hinterließ ein umfangreiches Werk, das 2023 dem Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt vermacht wurde. Ihr Tod und die anschließende Trauerfeier in Berlin markieren das Ende einer Ära in der deutschen Architekturlandschaft.

Luise Kings Leben und Werk sind ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Durchhaltevermögen und Hingabe Barrieren in einer von Männern dominierten Welt überwinden können. Ihr Einfluss auf Generationen von Architekten, Journalisten und Stadtplanern ist unbestritten. Ihr Beitrag zur Architekturgeschichte verdient eine umfassende Würdigung, die über ihre unmittelbare Fachwelt hinausgeht. mehr

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