Baukunst-Renaturierung in der Lausitz
©Depositphotos

Renaturierung Lausitz

24.07.2024
 / 
 / 
stu.ART

Zurück zur Natur: Die Renaturierung des Tagebaus in der Lausitz

Die Renaturierung des Tagebaus in der Lausitz ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie sich die Natur nach massiven Eingriffen des Menschen wieder erholen kann. Der Prozess ist komplex und langwierig, aber die Ergebnisse sind faszinierend und inspirierend für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Naturschützerinnen und Naturschützer gleichermaßen.

Die Herausforderung der Renaturierung

Die Renaturierung der durch den Tagebau geschädigten Landschaft ist kein einfacher Prozess. Die durch den Abbau von Braunkohle entstandenen Gruben und Seen stellen eine große Herausforderung dar. Der Grundwasserspiegel, der für den Abbau abgesenkt wurde, muss wieder ansteigen, was geotechnische Sicherungsmaßnahmen erfordert. Diese Maßnahmen stören die Ruhe der Natur, sind aber unerlässlich für die Stabilität des Geländes.

Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg

Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) hat erkannt, dass eine erfolgreiche Renaturierung nur durch Zusammenarbeit möglich ist. Verschiedene Institutionen wie das Finsterwalder Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften und die Hochschule Anhalt in Bernburg arbeiten gemeinsam mit Naturschutzorganisationen wie der Heinz-Sielmann-Stiftung und der BUND-Stiftung Wildnis Goitzsche an diesem Projekt. Diese Kooperation ermöglicht es, das Gebiet wissenschaftlich zu überwachen und die besten Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt zu ergreifen.

Artenvielfalt im neuen Naturparadies

Ein bedeutender Teil des ehemaligen Tagebaugebiets wurde in Naturschutzflächen umgewandelt. Das 1930 Hektar große „Naturparadies Grünhaus“ der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe ist ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Renaturierung. Hier leben heute etwa 90 Brutvogelarten, darunter seltene und gefährdete Arten wie der Wiedehopf und der Grauspecht. Zehntausende Zugvögel nutzen das Gebiet als Rastplatz.

Der Forstwissenschaftler Dr. Stefan Röhrscheid, der die Projektleitung im Naturparadies Grünhaus innehat, betont, dass das Ziel der Renaturierung nicht die Wiederherstellung eines früheren Zustands ist. Vielmehr geht es darum, die Natur möglichst ungestört zu lassen und ihr Zeit zu geben, sich zu entwickeln.

Neue Bewohner und ihre Bedeutung

Die ersten Tiere, die sich im renaturierten Gebiet ansiedelten, waren Kreuzkröten. Diese Pionierarten sind ein wichtiger Bestandteil des neuen Ökosystems. Mit der Zeit folgten weitere Arten, die sich an die veränderten Bedingungen anpassen konnten. Besonders faszinierend ist, dass auch Arten, die in der Umgebung des ehemaligen Tagebaus selten geworden sind, hier einen neuen Lebensraum finden.

Die natürliche Sukzession spielt eine entscheidende Rolle bei der Renaturierung. Pionierpflanzen wie Besenginster, Salweide und Gemeine Birke siedeln sich an, ohne dass der Mensch eingreift. Diese Pflanzen bereiten den Boden für weitere, anspruchsvollere Arten vor. Der Verzicht auf die Entfernung nicht heimischer Pflanzen und die Nichtintervention in natürliche Prozesse sind zentrale Aspekte des Renaturierungskonzepts.

Die Rolle der Wissenschaft und des Naturschutzes

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Naturschützerinnen und Naturschützer sind unerlässlich für den Erfolg der Renaturierung. Durch ihre Arbeit werden wichtige Daten gesammelt und analysiert, die helfen, den Prozess besser zu verstehen und zu steuern. Die Beteiligung der Bevölkerung ist ebenfalls entscheidend, da sie für die Akzeptanz und Unterstützung der Maßnahmen sorgt.

Fazit

Die Renaturierung des Tagebaus in der Lausitz zeigt, wie sich die Natur nach schweren Eingriffen wieder erholen kann. Es ist ein langer und komplexer Prozess, der nur durch die Zusammenarbeit verschiedener Institutionen und die Unterstützung der Bevölkerung erfolgreich sein kann. Die Vielfalt der Arten, die sich in den renaturierten Gebieten ansiedeln, und die neuen Lebensräume, die entstehen, sind ein beeindruckendes Zeugnis der Widerstandsfähigkeit der Natur. Dieses Projekt ist ein Hoffnungsschimmer und ein Vorbild für ähnliche Vorhaben weltweit.

Die renaturierte Lausitz ist ein lebendiges Beispiel dafür, dass Mensch und Natur gemeinsam neue Wege finden können, um die Schäden der Vergangenheit zu überwinden und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Die Beobachtungen und Erfahrungen aus diesem Gebiet liefern wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Renaturierungsprojekte und tragen dazu bei, ein neues Verständnis von Wildnis zu entwickeln.