Paradigmenwechsel in der Honorarordnung
Die HOAI verliert erstmals in ihrer Geschichte massiv an Bedeutung: Nur noch 49 Prozent der Honorare werden nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure abgerechnet – ein dramatischer Rückgang von ehemals 70 Prozent im Jahr 2017. Besonders kleine Büros setzen verstärkt auf alternative Abrechnungsmodelle wie Stundensätze oder Pauschalhonorare.
Demografischer Wandel als Chance und Herausforderung
Das Durchschnittsalter der selbstständigen Architektinnen und Architekten steigt kontinuierlich und liegt aktuell bei 55 Jahren. Rund 30 Prozent der Büroinhaber sind bereits über 60 Jahre alt – eine Entwicklung, die für den Nachwuchs interessante Perspektiven zur Büroübernahme eröffnet. Der Frauenanteil in der Selbstständigkeit wächst stetig und erreicht mittlerweile 30 Prozent.
Digitale Transformation im Fokus
Die Digitalisierung schreitet voran: 65 Prozent der Büros nutzen mittlerweile digitale Werkzeuge, wobei 3D-Modellierung (54 Prozent) und Rendering-Programme (39 Prozent) dominieren. Building Information Modeling (BIM)etabliert sich langsam mit einer Nutzungsquote von 19 Prozent.
Kleinteilige Bürostruktur bleibt erhalten
Die deutsche Architekturlandschaft wird weiterhin von kleinen Büroeinheiten geprägt: 35 Prozent sind Einzelunternehmen, weitere 38 Prozent beschäftigen maximal vier Mitarbeitende. Nur 11 Prozent der Büros haben mehr als zehn Beschäftigte.
Wettbewerbe als wichtiges Akquiseinstrument
Trotz sinkender Anzahl an Ausschreibungen gewinnen Architekturwettbewerbe an Bedeutung: 17 Prozent der Büros nehmen regelmäßig teil, mit einer durchschnittlichen Erfolgsquote von einem Drittel. Die Investition in Wettbewerbsteilnahmen beträgt im Mittel 300 Arbeitsstunden und 20.000 Euro.
Neue Arbeitsmodelle auf dem Vormarsch
Der Trend zur Teilzeitarbeit setzt sich fort – auch bei männlichen Architekten. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten sinkt leicht auf 49 Stunden. Gleichzeitig steigen die Stundensätze kontinuierlich: Partner oder Inhaberinnen rechnen durchschnittlich 95 Euro ab, angestellte Planerinnen und Planer 85 Euro.
Die Ergebnisse der Strukturbefragung 2024 zeichnen das Bild einer Branche im Wandel: Die schwindende Bedeutung der HOAI – Folge des EuGH-Urteils von 2019, das die verbindlichen Mindestsätze kippte – markiert eine Zeitenwende in der deutschen Architekturlandschaft. Kleine Büros spüren die Auswirkungen besonders deutlich: 22 Prozent berichten von verstärktem Wettbewerbsdruck durch Angebote unterhalb der früheren Mindestsätze, ebenso viele von vermehrten Honorarabschlagsforderungen. Dies führt zu einer zunehmenden Spreizung der Honorare und könnte langfristig die Qualität der Planungsleistungen gefährden.