Baukunst-Hitzeschutz-Wunder: Diese Fassaden kühlen Städte runter!
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Hitzeschutz-Wunder: Diese Fassaden kühlen Städte runter

19.08.2024
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stu.ART

Zickzack-Fassaden: Kühlung durch innovative Architektur

Die städtische Überhitzung ist ein wachsendes Problem, das mit dem fortschreitenden Klimawandel zunehmend in den Fokus rückt. Der massive Energieverbrauch durch Klimaanlagen in Städten weltweit ist nicht nur teuer, sondern belastet auch die Umwelt erheblich. Doch es gibt Hoffnung: Eine innovative Fassadengestaltung könnte Abhilfe schaffen und den Energieverbrauch in urbanen Räumen deutlich senken.

Ein Forscherteam der Columbia University unter der Leitung von Qilong Cheng hat ein Konzept entwickelt, das sich auf die Fassadengestaltung von Gebäuden konzentriert. Dabei nutzen sie ein Zickzack-Muster, das die Fassaden von Gebäuden kühlt, ohne Energie zu verbrauchen. Dieser Ansatz könnte vor allem in heißen Klimazonen signifikante Auswirkungen haben.

Die Zickzack-Muster an den Wänden basieren auf einer Technik, die als radiative cooling bekannt ist. Hierbei wird Sonnenenergie reflektiert und Wärme durch Infrarotstrahlung ins Weltall abgegeben. Der Effekt: Die Fassaden bleiben bis zu 3°C kühler als herkömmliche flache Wände. Die innovative Anordnung der Zickzack-Elemente nutzt die Vorteile von Oberflächen, die Wärme abstrahlen, und solchen, die sie reflektieren. Dieses Zusammenspiel führt zu einer deutlich reduzierten Hitzeaufnahme, besonders in der Tagesmitte, wenn die Sonneneinstrahlung am stärksten ist.

Kühlung ohne Energieverbrauch

Ein wesentlicher Vorteil dieser Technologie ist, dass sie keine zusätzliche Energie benötigt. Während herkömmliche Klimaanlagen auf Strom angewiesen sind, kühlt das Zickzack-Design passiv. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten in Versuchen nachweisen, dass die Oberflächentemperaturen von Wänden mit Zickzack-Muster über den Tag verteilt im Durchschnitt um 2,3°C niedriger lagen als bei glatten Wänden. In Spitzenzeiten, etwa zur Mittagszeit, wurde ein Temperaturunterschied von bis zu 3,1°C gemessen.

Das Potenzial dieser Technik geht jedoch über den bloßen Temperaturunterschied hinaus. Simulationen zeigen, dass der Energiebedarf für die Kühlung von Gebäuden durch die Anwendung dieser Fassadentechnik um bis zu 25% gesenkt werden kann. Besonders in Regionen mit hohen Temperaturen könnten so signifikante Energieeinsparungen erzielt werden.

Vielfalt der Anwendungsbereiche

Die Einsatzmöglichkeiten dieser Technologie sind vielfältig. Sie eignet sich nicht nur für Neubauten, sondern kann auch bei der Sanierung bestehender Gebäude integriert werden. Eine einfache Möglichkeit wäre die Nachrüstung von Gebäuden mit wellenförmigen Fassadenelementen, die bereits in der Baupraxis etabliert sind. Diese könnten mit speziellen, reflektierenden und emittierenden Beschichtungen versehen werden, um die kühlenden Effekte zu verstärken.

Ein weiteres Einsatzgebiet könnte in Stadtzentren liegen, wo die Fassaden vieler Gebäude dicht beieinanderstehen. Hier könnte die Zickzack-Technologie auch zur Reduzierung der Strahlungswärme von benachbarten Gebäuden beitragen, was in urbanen Umgebungen besonders vorteilhaft wäre.

Energieeinsparungen und Wirtschaftlichkeit

Neben der thermischen Wirkung der Zickzack-Fassaden ist auch ihre Wirtschaftlichkeit bemerkenswert. Die Herstellung der Fassadenelemente kann relativ kostengünstig erfolgen, was die Technik auch für großflächige Anwendungen attraktiv macht. Untersuchungen zeigen, dass die Materialkosten für eine typische Fassade moderat sind und durch die Einsparungen bei den Energiekosten innerhalb weniger Jahre amortisiert werden können.

Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen

Wie bei jeder neuen Technologie gibt es auch bei den Zickzack-Fassaden noch Herausforderungen zu bewältigen. In kälteren Klimazonen könnte der kühlende Effekt der Wände zu erhöhtem Heizbedarf im Winter führen. Um dieses Problem zu lösen, haben die Forscherinnen und Forscher bereits an adaptiven Designs gearbeitet, bei denen bewegliche Elemente der Fassade je nach Jahreszeit angepasst werden können.

Zudem besteht das Potenzial für Staubansammlungen in den Zickzack-Strukturen, was ihre Effizienz beeinträchtigen könnte. Hier wird an selbstreinigenden Materialien gearbeitet, um diese Problematik zu minimieren.

Fazit

Die Zickzack-Fassadentechnik bietet eine vielversprechende Möglichkeit, die städtische Überhitzung zu bekämpfen und den Energieverbrauch in heißen Klimazonen zu senken. Die Verbindung von innovativer Technologie mit praktikablen Lösungen für den Gebäudebau zeigt, wie Architektur einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung des Klimawandels leisten kann. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, wie gut sich diese Technik in der Praxis bewährt und welche weiteren Entwicklungen sie ermöglichen wird. mehr…