Liebe Kollegin, Lieber Kollege,
das Jahresende bietet traditionell Raum für Rückblicke und neue Perspektiven. Auch 2024 hat in der Architekturspannende Entwicklungen und Herausforderungen gebracht, die zeigen, wie sehr unsere Branche von Innovation und Resilienz geprägt ist.
Ein prägnantes Beispiel für die Spannungen zwischen Vision und Realität ist der Gebäudetyp E. Diese ambitionierte Initiative, kostengünstiges und effizientes Bauen zu fördern, scheiterte an rechtlichen Hürden. Der Bundesgerichtshoferklärte den Entwurf für unvereinbar mit dem Demokratieprinzip, da die geplante Abkehr von DIN-Normen ein rechtliches Vakuum geschaffen hätte. Diese Entscheidung unterstreicht, dass selbst die mutigsten Ideen klare und stabile Grundlagen benötigen, um Bestand zu haben. Qualität und Sicherheit bleiben die unverzichtbaren Eckpfeiler unserer Arbeit.
Zukunftsweisend ist der Fortschritt im Bereich nachhaltiger Energien. Der Rekordanteil von 54 Prozent erneuerbarer Energien im deutschen Stromverbrauch hat einen Paradigmenwechsel in der Architektur angestoßen. Photovoltaik und Windenergie sind nicht mehr nur technische Ergänzungen, sondern zentrale Elemente moderner Baukonzepte. Für Architektinnen und Architekten bedeutet dies eine spannende Herausforderung, technische Effizienz und ästhetische Ansprüche in Einklang zu bringen.
Die Diskussion um die Honorarordnung für Architektinnen und Architekten (HOAI) hat die Branche in diesem Jahr stark geprägt. Der Rückgang der nach HOAI abgerechneten Projekte und die stagnierende Auftragslage setzen besonders kleinere Büros unter Druck. Diese Entwicklung erfordert neue Denkweisen und einen mutigen Blick nach vorn. Flexibilität und Kreativität sind hier die Schlüssel, um den Wert unserer Arbeit deutlich zu machen und gleichzeitig die hohen Qualitätsstandards zu bewahren.
Mit Blick auf das neue Jahr möchten wir unter dem Motto „#ZukunftArchitektur„ unsere Plattform für Dialog und Engagement ausbauen. Als Teil dieser Initiative planen wir die Veröffentlichung eines offenen Briefes an die Architektenkammern und Berufsverbände, um die drängenden Herausforderungen unserer Branche anzugehen. Insbesondere die Auswirkungen des Wegfalls verbindlicher Mindestsätze in der HOAI erfordern eine Reform, die nicht nur rechtssicher ist, sondern Architektinnen und Ingenieuren auch faire und transparente Honorare garantiert.
Wir laden alle Interessierten herzlich ein, sich an der Entstehung dieses offenen Briefes zu beteiligen. Am Anfang Januar bieten wir die Möglichkeit, in einem interaktiven Videocall gemeinsam die finalen Inhalte zu erarbeiten und unsere gemeinsamen Anliegen zu formulieren. Diese Aktion soll ein starkes Signal senden: Veränderung braucht aktives Mitwirken – und jede Stimme zählt.
Der Jahreswechsel ist die Zeit, um neue Wege zu beschreiten und Chancen zu ergreifen. Lassen Sie uns diese Gelegenheit nutzen, um die Zukunft unserer Architekturbranche aktiv mitzugestalten. Denn nur durch Engagement schaffen wir Perspektiven für morgen. In diesem Sinne wünschen wir ein erfolgreiches und inspirierendes Jahr 2025!
Herzlichst Ihr
Stuart Stadler
Architekt